Bäume mit aufgehendem Mond in melancholischer, winterlicher Landschaft. © picture alliance / imageBROKER Foto:  Willi Rolfe
Bäume mit aufgehendem Mond in melancholischer, winterlicher Landschaft. © picture alliance / imageBROKER Foto:  Willi Rolfe
Bäume mit aufgehendem Mond in melancholischer, winterlicher Landschaft. © picture alliance / imageBROKER Foto:  Willi Rolfe
AUDIO: Nächte, die es nicht gibt: Raunächte zwischen den Jahren (3 Min)

Nächte, die es nicht gibt: Raunächte zwischen den Jahren

Stand: 21.12.2024 08:58 Uhr

Die sogenannten Raunächte sind die zwölf Nächte zwischen Heiligabend und dem Tag der Heiligen Drei Könige. Dann scheint die Zeit still zu stehen und etwas anders zu laufen. Welche Bedeutung haben sie?

Die Raunächte, diese elf Tage und zwölf Nächte, das sind Nächte, die es gar nicht gab, einst im Mondkalender, nach dem unsere Ahnen lebten! Denn der hatte nur 354 Tage. Unser heutiger Sonnenkalender hat dagegen 365. Solche Tage waren für unsere Vorfahren in der dunklen Jahreszeit magisch, erzählt Torkild Hinrichsen, Kunsthistoriker und ehemaliger Direktor des Altonaer Museums: "Draußen war es nicht nur dunkel, sondern stockfinster. Da war eben keine Beleuchtung. Und wenn Sie dann irgendwo am Horizont einen ganz kleinen Punkt sehen, dann kann das entweder ein Irrlicht sein, ein Geist oder ein Haus!"

Wotan und die Wilde Jagd treiben ihr Unwesen

In den sogenannten Raunächten ziehen nach alten Erzählungen Frau Perchte, Frau Holle, Wotan und die Wilde Jagd über das Land. Es sind Nächte, in denen die Tiere sprechen können. In denen - auch heute noch - die Häuser und Ställe mit Weihrauch geräuchert werden, und in denen man auf keinen Fall Wäsche waschen darf. Denn in der Wäsche und auch in den Wäscheleinen könnten sich die Reiter der Wilden Jagd verfangen und dann über die Menschen herfallen!

Weitere Informationen
Beleuchteter Erker in winterlicher Nacht © picture alliance Foto: Martina Raedlein

vertikal - horizontal. Glaubens- und Gewissensfragen

In den 12 Nächten zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag scheint die Zeit still zu stehen. Es sind die sogenannten Rau(h)nächte. Was verbirgt sich dahinter? mehr

Raunächte: Eine gefährliche dunkle Zeit

Die Nächte sind lang und dunkel. Das Wetter ist oft stürmisch und man ist auf sich selbst zurückgeworfen. Seit jeher waren diese Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar dazu da, sich zu besinnen, Rückschau zu halten und sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Wer nicht musste, ging nicht nach draußen, denn diese magischen Tage waren für unsere Ahnen immer mit besonderen Gefahren verbunden. "Das ist eine Zeit, in der die Jahreszeiten gegeneinander kämpfen und im Grunde genommen nichts normal ist, weil die Geister losgelassen sind, also draußen war jedenfalls die Wilde Jagd und sonst was los. Das heißt: Es war außerordentlich ungesund, raus zu kommen", sagt Hinrichsen.

Silvester als Schlimmste aller Raunächte

Die schlimmste aller Rauhnächte soll die Silvesternacht sein - dann steht das Tor zur Unterwelt weit offen. Damit man nicht zu Schaden kommt, gab es natürlich diverse Regeln zu beachten: Möglichst wenig vor die Tür gehen - schon gar nicht nachts, das Haus muss sauber und ordentlich sein, schwere Arbeit soll vermieden werden und verreisen sollte man auch nicht!

Ursprung von "Zwischen den Jahren"

Heute nutzen viele Menschen diese Zeit zwischen den Jahren für einen Kurzurlaub oder zum Entspannen. Dabei sind die Raunächte auch Entscheidungszeiten, in denen sich den alten Überlieferungen die Zukunft deuten lässt. Das christliche Weihnachtsfest wurde in diesen Zeitraum durchaus bewusst integriert. Dazu sagt der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti: "Es gibt zum Beispiel auch den Hinweis darauf. Der 6. Januar ist ja auch einmal ein Weihnachtstermin gewesen und damit ein Beginn des neuen Jahres. Denn Weihnachten wurde auch mal mit dem Jahresanfang gleichgesetzt. Und wenn das Evangelium verlesen wurde und dabei eine Puppe als Christkind in die Krippe gelegt wurde, dann war damit der Beginn des neuen Jahres gegeben. Und so, wie sich das verschoben hat und dann in unterschiedlichen Teilen der Welt auch unterschiedlich gehandhabt wurde, war das eine ungewisse Zeit. Man wusste gar nicht so genau, war man noch im alten Jahr oder war man schon im neuen Jahr? Und so kommt dann der Begriff auf: zwischen den Jahren. Es ist eine Zeit in der das Alte aufhört und das Neue beginnt."

Weitere Informationen
Menschen halten in der Abenddämmerung Wunderkerzen in den Himmel. © imago/Photocase Foto: imago/Photocase

Silvester - Von "guten Mächten" in dunklen Zeiten

Das Ausräuchern von Zimmern oder der Gottesdienst-Besuch: Menschen gehen zu Silvester alten und neuen Bräuchen nach. Pastor Oliver Vorwald erzählt von dunklen Tagen und Lichtblicken. mehr

"Knecht Ruprechts Ankunft": Holzstich nach Zeichnung von Ludwig Richter (1803-1884). Spätere Kolorierung. Aus: Knecht Ruprecht. Eine Weihnachtszeitung von Johann Traugott, mit Bildern von Ludwig Richter. Leipzig (J.T. Löschke) 1852. © picture alliance / akg-images

Knecht Ruprecht: Wer ist das noch gleich?

Der Nikolaus füllt Stiefel mit Süßigkeiten. Sein Begleiter aber, der böse Knecht Ruprecht, drohte unartigen Kindern mit der Rute. mehr

'Tritt ein, lieber Nikolaus!'. - Holzstich, um 1900, spätere Kolorierung, nach dem Gemälde von Paul Descelles (franz., 22.3.1851-1915). © picture alliance / akg-images

Nikolaus von Myra: Wer war der Heilige wirklich?

Wer artig war, hat am 6. Dezember eine süße Überraschung im Stiefel. Woher kommt der Nikolaus-Brauch und wer war der Heilige? mehr

Ein kleiner blonder Junge und ein älterer Herr mit Monokel schauen aus dem Bild © picture alliance

Weihnachtsfilme 2024: Wann laufen die Klassiker im TV?

"Sissi", "Der kleine Lord", "Aschenbrödel": Zum Fest gehören die großen Weihnachts-Klassiker in den ARD-Programmen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonnabend | 21.12.2024 | 06:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Weihnachten

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Mehrere Weihnachts-Wunschzettel liegen auf einem Stapel. © Screenshot

Sammlung in Husum: Was alte Wunschzettel erzählen

Die Exponate im Husumer Weihnachtshaus zeigen: Wunschzettel haben sich im Laufe der Zeit drastisch verändert. mehr