Silvester - Von "guten Mächten" in dunklen Zeiten
Das Ausräuchern von Zimmern oder der Gottesdienst-Besuch: Menschen gehen zu Silvester alten und neuen Bräuchen nach. Pastor Oliver Vorwald erzählt von dunklen Tagen und Lichtblicken.
Nach der Christvesper kommt Sturm auf. Der Himmel bebt, blitzt, brennt. Es klingt, als würde ein gewaltiges Heer durch die Wolken preschen. Und tatsächlich glaubt mancher sie im fahlen Mondlicht zu sehen: Odins Wilde Jagd. An Heiligabend beginnt die Zeit der Rauhen, der zwölf Heiligen Nächte. Alte Geschichten warnen vor dem germanischen Göttervater und seinen Kriegern. Um die Jahreswende, so heißt es, verlassen sie die Unterwelt und jagen über Land.
Die Dämonen vertreiben
Odin, der germanische Gott, und seine Krieger. Im Mittelalter ist die Angst vor der Wilden Jagd weit verbreitet gewesen. Deshalb sollten mögliche Hindernisse beiseite geräumt werden. Auch weiße Wäsche konnte zur Gefahr werden. Die Geisterreiter nehmen sie mit, hieß es, als Leichentuch für ihren Besitzer. Dass solche Schauermärchen um die Jahreswende spielen, hat seinen Grund: Nur acht Stunden Licht, Dunkel beherrscht den Tag. Bei Mondschein erscheinen Bäume wie Trolle aus der Sagenwelt. Jedes unbekannte Geräusch wirkt dann unheimlich. Um sich vor dem zu schützen, was da vermeintlich geschieht, haben die Menschen Vorsichtmaßnahmen getroffen. Dazu gehört auch das Ausräuchern der Zimmer - mit Kräutern und Weihrauch. Vermutlich kommt daher der Begriff "Rauhnächte". Und natürlich Lärm. Mit Instrumenten wie dem Brummtopf, Schüssen, Glockenläuten sollten Dämonen und das vermeintliche Geisterheer vertrieben werden.
Von "guten Mächten" in dunklen Zeiten
Einige alte Silvesterbräuche werden heute noch befolgt. Ihre ursprüngliche Funktion aber kennen nur wenige. Nicht schlimm. Denn Trolle, Dämonen, Odins Wilde Jagd entspringen der Märchenwelt, da gehören sie hin. Zum Brauchtum am 31. Dezember gehört für viele Menschen aber auch dies: Sie besuchen einen Gottesdienst, holen sich den Segen für das neue Jahr ab. Der ist rundum positiv. Er verspricht, dass Menschen auch in dunklen Zeiten "von guten Mächten" begleitet werden.