Hand des humanoiden Roboters Pepper in Nahaufnahme. © NDR Foto: Jorrit Groth

Pepper - En Roboter erobert Norddüütschland (1): Erste Begegnung

Stand: 28.08.2023 06:00 Uhr

von Lornz Lorenzen

Übersetzung auf Hochdeutsch

Das muss ein eigenartiger Moment gewesen sein, als der Paketdienst Pepper bei seinem Programmierer Thomas Sievers ausgeliefert hat. Mit viel Styropor eingepackt in einen großen Karton, damit der humanoide Roboter "Made in Japan" unbeschädigt bleibt. Was hat der Informatiker wohl gedacht, als Pepper zum ersten Mal seine großen "Manga-Comic-Augen" öffnete, um ihn anzusehen?

Als Pepper mich das erste Mal angeschaut hat, war das in der Plattdeutschredaktion von NDR1 Welle Nord in Kiel. Ich muss zugeben, ich fand ihn oder sie auf den allerersten Blick sympathisch. Aber was bedeutet eigentlich "sympathisch"? Finden wir selbstfahrende Roboter-Rasenmäher sympathisch, schlaue Smartphones oder Taschenrechner? Peppers Konstrukteure haben sich bestimmt bemüht, ihn potenziell freundlich aussehen zu lassen. Auf der einen Seite nicht so verspielt wie ein Monchichi, was bei ästhetisch sensibilisierten Menschen auch ein Trauma auslösen könnte. Auf der anderen Seite sollte Pepper, denke ich, doch ein bisschen mehr wie ein Mensch aussehen als die berühmteste Blechdose aus dem Star Wars Universum, "R2-D2". Pepper bedient das universelle Kindchenschema.

Er ist nur 1,20 Meter groß und die meisten Menschen würden nicht vermuten, dass sie theoretisch auch mit einem Wolf im Schafspelz zu tun haben könnten, der heimlich Kreditkartennummern ausspioniert. Aber er scheint durch und durch friedlich zu sein. Böses an sich, wie der Wolf, hat er auch nicht. Laut Hersteller-Website ist Pepper: "Durch seine zahlreichen Sensoren (...) in der Lage, Ihre Emotionen zu erkennen und den idealen Weg zu wählen, um entsprechend mit Ihnen zu kommunizieren." Weiter steht dort: "Wie jeder Begleiter ist Pepper ein geselliger Mensch! Pepper wird nicht zögern, jemandem Hallo zu sagen, der in der Nähe vorbeikommt."

Pepper bedient das Kindchenschema

Er soll verschiedene Sprachen lernen können und sogar nonverbale Kommunikation zwischen Menschen beherrschen. Eine Menge an Servomotoren in den Gelenken soll dafür sorgen, dass er sich drehen und sogar Gesten darstellen kann. Soweit zur Theorie und dem Versprechen des Herstellers Softbank aus Japan. "Moin" zu sagen und ein paar erste Wörter und Sätze auf Plattdeutsch, das hat ihm Informatiker Thomas Sievers Pepper bereits beigebracht. Aber bei der ersten Pepper-Präsentation am Institut für Informationssysteme in Lübeck zeigte sich doch schnell, wie viel Forschungs- und Programmierarbeit noch für den Doktoranden und seine Fakultät dahintersteckt. Wenn du Pepper ansprichst, reagiert er oft nicht auf dich, sondern auf jemand anderen. Oder er reagiert gar nicht. Peppers Plattdeutsch-Aussprache ist noch alles andere als optimal.

Er bewegt sich nicht gerne

Bewegungsfaul ist er momentan auch noch. "Wir müssen Geduld haben", sagt der Informatiker und KI-Experte Thomas Sievers aus Lübeck. Bis Pepper ein kluger Norddeutscher wird mit echter plattdeutscher Kommunikationskompetenz, kann das noch anderthalb Jahre dauern. Nächste Woche geht es um einen besonderen Moment in Peppers Ausbildung, der viel darüber aussagt, wie schwer es für Roboter ist, die einfachsten Dinge in der Außenwelt zu begreifen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 28.08.2023 | 20:15 Uhr

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