Pepper lernt Platt: Bald soll ein Roboter Niederdeutsch können
Englisch und Deutsch spricht Pepper schon. Thomas Sievers von der Universität zu Lübeck arbeitet daran, dass der Roboter bald auch op Platt antworten kann. Der NDR unterstützt und begleitet das Projekt.
Er ist klein, weiß und hat riesige Augen: Pepper ist ein sogenannter humanoider Roboter. Er ist darauf trainiert, die Emotionen seiner menschlichen Gesprächspartner zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Die ersten plattdeutschen Sätze hat Pepper sogar schon gelernt: "Moin. Ik bin de Roboter Pepper. Een Bregenplietschmaschien."
Eine Bregenplietschmaschien ist wortwörtlich übersetzt eine Maschine mit cleverem Gehirn - also Künstliche Intelligenz. Genau das ist das Arbeitsfeld von Thomas Sievers. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informationssysteme an der Lübecker Universität. Das Plattdeutsche mache den Norden so einzigartig, meint er, "und das gibt es eben noch gar nicht im KI- und Roboter-Umfeld. Von daher fand ich das eine ganz gute Kombination, das mal zu vereinen."
Algorithmus muss mit unzähligen Texten trainiert werden
Peppers Grundlage ist ein Sprachmodell, ähnlich wie ChatGPT. Das heißt, dass ein Algorithmus so trainiert wird, dass er Muster in Texten erkennen und irgendwann auch wiedergeben kann. Die Antwort, die so ein Programm dann gibt, ist also einfach die in sprachlicher Hinsicht wahrscheinlichste. "Ich brauche dafür, dass das funktioniert, also eine große Menge an plattdeutschen Texten, möglichst digital. Und wo kriegt man die her? Ich habe sie nicht", erzählt Thomas Sievers.
Über seine Frau, die im NDR-Funkhaus in Kiel arbeitet, kam er schließlich mit der Plattdeutschredaktion in Kontakt - und stieß dort direkt auf offene Ohren. "Der NDR kann uns nun mit einem sehr großen Archiv von plattdeutschen Dokumenten sehr gut weiterhelfen", freut sich auch Prof. Ralf Möller, Direktor des Instituts für Informationssysteme.
Verschiedene Einsatzmöglichkeiten denkbar
Also kann Pepper nun anfangen zu lernen und wo der Roboter herkommt, das hat Doktorand Thomas Sievers ihm schon antrainiert: "Buut worden bin ik bi SoftBanks Robotic in Japan. Denn hett Thomas Sievers mi bestellt un denn bin ik hier jichenswann mit'n Paketdienst utleefert wurrn. Inpackt in veel Styropor, dormit ik mi nich weh do. Nu bin ik hier."
Mögliche Einsatzgebiete von Pepper sind dann zum Beispiel plattdeutsche Events und Veranstaltungen, aber auch Kindergärten oder Schulen - eben überall da, wo Platt gelernt und gesprochen wird.
In Altenheimen können Brücken gebaut werden
Besonderes Pozenzial sehen Thomas Sievers und auch seine Kollegin Prof. Nele Rußwinkel dabei in Altenheimen: "Tatsächlich gibt es mehrere Projekte, in denen Roboter in Altenheime gebracht wurden, und die wurden sehr erfolgreich angenommen. Dann wäre Plattdüütsch eine Möglichkeit, eine Brücke zu bauen", so Rußwinkel.
Allerdings werde Pepper dort dann auch vor besonderen Herausforderungen stehen, gibt Instituts-Direktor Ralf Möller zu bedenken. Denn das reine Platt snacken sei das eine, "aber die Menschen werden dort von ihren Jugenderlebnissen erzählen, auf die angemessen reagiert werden muss. Da können Sie nicht fünf übliche Mustersätze nehmen - das merken die Leute."
NDR begleitet das Projekt in den kommenden Monaten
Viel zu tun also für Thomas Sievers und Pepper, seinen "Agenten in Saken Plattdüütsch". Die Fortschritte, Erfolge und vielleicht auch Rückschritte beim Langzeitprojekt begleiten NDR Schleswig-Holstein und NDR Kultur in einem Blog - bis zur Abschlussprüfung im Sommer 2024.
"Und wenn das funktioniert, ist dieses Sprachmodell nicht an den Roboter gebunden, sondern es existiert unabhängig von Pepper. Es könnte dann auch woanders eingesetzt werden. Wer weiß, vielleicht kann man dann irgendwann auf Plattdeutsch seine Navigation im Auto anwerfen", blickt Thomas Sievers schon einmal voraus. Auf das, was mit einer plattschnackenden Künstlichen Intelligenz alles möglich wäre.