Pepper - En Roboter erobert Norddüütschland: Aktuelles im Blog
Ein Kommunikations-Roboter des Modells "Pepper" lernt Plattdeutsch. NDR Schleswig-Holstein und NDR Kultur begleiten das Langzeitprojekt der Universität Lübeck. Dabei blicken wir in diesem Blog auf das gesamte Themenfeld Robotik und AI.
Eine ketzerische Frage: Wieso sollte ein Roboter in Windeseile nebenbei nicht auch noch schnell Plattdeutsch lernen? Wo liegt da die Herausforderung? Ganz einfach, es geht nicht nur darum, dass der Roboter Plattdeutsch spricht, sondern auch, wie er von den Norddeutschen in ihrer Runde aufgenommen wird. Dazu ein Gedankenexperiment: Stellen sie sich vor, Sie betreten ein Gasthaus, vielleicht sogar idyllisch gelegen, irgendwo auf dem Lande. In prominenter Lage, also in den meisten Fällen ganz in der Nähe des Tresens, entdecken Sie einen Tisch. Dieser ist unschwer als Stammtisch zu identifizieren. Auch deshalb, weil dort entweder auf einem Bierdeckel, Aschenbecher oder Wimpel prominent ein plattdeutscher Spruch prangt, der unweigerlich klar macht: "Hier sitten de, de immer hier sitten". Also, "Hier sitzen die, die immer hier sitzen."
Plattdeutsch als Schlüssel zum Herzen der Menschen
Und jetzt stellen sie sich bitte weiterhin vor, wie schwer es für eine(n) Zugereiste(n) sein wird, in den engsten Kreis der Einheimischen aufgenommen zu werden? Vermutlich würde es Jahrzehnte dauern, das ist kein leichtes Unterfangen. Was wäre nun aber, wenn dieser oder diese Plattdeutsch sprechen könnten? Wäre das ein Schlüssel zum Herzen der Menschen? Würde man sie eher aufnehmen, schneller in die Dorfgemeinschaft integrieren? Spielt es dann vielleicht keine Rolle mehr, wer sie sind und woher sie kommen? Ist es dann vielleicht auch nicht mehr wichtig, dass sie keine Füße und keine Beine haben, dass sie sich stattdessen auf kleinen Rollen fortbewegen und ihr restlicher Körper aus Kunststoff, Kabeln und weiteren Computer- und Elektronikbauteilen "Made in Japan" besteht?
Roboter soll mit Menschen in Dialog treten
So in etwa ließe sich die Herausforderung beschreiben, vor der dieKI-Forscher der Universität Lübeckstehen. Denn die Wissenschaftler des Instituts für Informationssysteme wollen dem Roboter nicht nur dabei helfen, Plattdeutsch zu lernen, sondern ihn auch dazu befähigen, mit den Menschen im Land in Dialog zu treten. Dabei spielen Mimik und Gestik ebenfalls eine große Rolle. Der Kommunikationsroboter könnte dann, den Menschen in Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen ein Partner sein, mit dem man sich gern unterhält und - gemeinsam am Tisch sitzt.
Blog begleitet Pepper beim Plattdeutsch-Lernen
Das "Pepper"-Projekt ist auf ein Jahr angelegt. Im Sommer 2024 könnte er sein "Platt-Diplom" machen. Bis dahin wird es Fortschritte geben, aber auch Rückschritte. Diese zu dokumentieren, um dadurch ein tieferes Verständnis von der sich permanent wandelnden Beziehung zwischen Mensch und Maschine zu bekommen, ist Sinn dieses Blogs. Künstliche Intelligenz ist uns Menschen wesensfremd, gleichzeitig rückt sie uns immer mehr auf die Pelle. Darüber haben bereits Denise M'Baye und Sebastian Friedrich hier vortrefflich mit Mercedes Bunz philosophiert und da ist mir eine Ausführung besonders deutlich in Erinnerung geblieben.
Einmal Katze immer Katze
Auf die Frage, was die künstliche von der menschlichen Intelligenz unterscheiden würde, antwortete die Professorin: "Oh Gott: so viel! Wir können mal damit anfangen, wie kleine Kinder eine Sprache lernen. Man sagt einmal 'Katze' und zeigt auf eine Katze - von da weiß das Kind, alle zukünftigen Katzen sehen so aus. Dann kann es den Begriff anwenden. Für eine Maschine brauchen wir Hunderte oder sogar besser noch Tausende Bilder von Katzen. Und in allen Formen - von unten, von oben, von der Seite, im Springen, im Schlafen, eingerollt, unterm Tisch, überm Tisch und so weiter. Erst, wenn es in allen Situationen diese Katze gibt, kann die Maschine auch sagen: 'Oh ja, Katze!'. Wir Menschen lernen über die abstrakte Idee: einmal Katze, immer Katze."
Nur einen Katzensprung entfernt, starten wir am kommenden Montag an dieser Stelle mit der ersten Ausgabe unseres "Moin, ik bün Pepper"- Blogs. Dieser wird zweisprachig erscheinen. "Op platt" und in einer Variante, die weitgehend von einer KI ins Hochdeutsche übersetzt wurde. So lautet mein Schlusswort: "Hool di fuchtig!" Allerdings hätte die künstliche Intelligenz hier schon den ersten Fehler gemacht. "Hool di fuchtig" bedeutet nicht etwa "Bleibe wütend!", sondern "Auf Wiedersehen" und "Bleib gesund!".