Sendedatum: 15.02.2017 20:05 Uhr

Über Nordfriesland

Fremdenverkehr überholt Landwirtschaft

Seit der Gründung des Seebades Wyk im Jahre 1819 entwickelte sich der Fremdenverkehr auf den Inseln, Föhr, Helgoland, Sylt und Amrumzu einer neuen, wichtigen Erwerbsquelle. Das einst unbedeutende Inseldorf Westerland hatte sich schon um die Wende zum 20. Jahrhundert in einen mondänen Badeort von internationalem Ruf verwandelt. Mit der Gründung des Nordseebades Sankt Peter-Ording 1877 hielt der Fremdenverkehr seinen Einzug auch auf dem nordfriesischen Festland. Insgesamt überflügelte er inzwischen die Landwirtschaft an Bedeutung. Jedes Jahr werden in Nordfriesland rund eine Million Gäste und knapp zehn Millionen Übernachtungen gezählt.

Dienstleistungsbereich überdurchschnittlich vertreten

Nordfriesland gehört zu den strukturschwachen Regionen der Bundesrepublik Deutschland. Besonders niedrig ist der Grad der Industrialisierung; auf 1.000 Einwohner waren 1989 nur 21 Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe (Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten) tätig; die Vergleichswerte lagen für Schleswig-Holstein bei 66, für die Bundesrepublik bei 116. An der Bruttowertschöpfung ist der Dienstleistungsbereich mit 72 Prozent weit überdurchschnittlich vertreten; Nordfriesland liegt damit an der Spitze aller Kreise Schleswig-Holsteins, was vor allem die Bedeutung des Fremdenverkehrs zeigt.

Firmen erkennen "weiche Standortvorteile"

Die Lage Nordfrieslands fernab der deutschen und europäischen Zentren erschwert die Ansiedlung größerer Betriebe. Die Autobahn nach Hamburg zum Beispiel beginnt erst weit außerhalb der Tore Nordfrieslands. Andererseits entdecken neuerdings manche Betriebe die "weichen Standortvorteile" dieser Landschaft, so den "Freizeitwert" der Nordseeküste mit Inseln und Halligen oder auch die kulturelle Vielfalt. Die zunehmende Nutzung der Windenergie sowie das Bemühen, das Problem der Marktferne mithilfe der elektronischen Datenverarbeitung abzumildern, können Wege in die Zukunft weisen. Dies erscheint etwa angesichts des Abbaus von Bundeswehrstandorten und der Dauerkrise in der Landwirtschaft dringend geboten.

Junge Einheimische gehen - Auswärtige kommen

Auch in der Gegenwart verlassen viele junge Nordfriesen ihre Heimat, weil sie hier weder die gewünschte qualifizierte Ausbildung noch anschließend einen attraktiven Arbeitsplatz erhalten können. Andererseits richten sich zahlreiche Auswärtige ihren Zweit- oder Alterswohnsitz in Nordfriesland ein. Diese konträre Entwicklung hat sich vielerorts äußerst nachteilig auf das dörfliche Gemeinschaftsleben ausgewirkt - und beeinflusst natürlich auch die Bemühungen um die friesische Sprache und Kultur negativ.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Frasch for enarken - Friesisch für alle | 15.02.2017 | 20:05 Uhr

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