Lornz Lorenzen ist Redakteur für Heimat/Kultur/Sprachen in Kiel. Er sitzt in einem Restaurant und blickt in die Kamera. Im Hintergrund sind verschwommen junge Menschen zu sehen. © Lorenzen Foto: Carolin Lorenzen

Dat geiht nich um Fischbrötchen un Folklore

Stand: 03.03.2023 13:05 Uhr

Bi de 88. Bunnsdagsdebatte in'n Rieksdag in Berlin, weern de (lütten) Regional- un Minnerheitenspraken de Hauptdarsteller. Dat is en goodet Teken meent Plattdüütsch-Redakteur Lornz Lorenzen un geiht in sien Kommentar vör allen op de Pluralität in.

Düsse Satz vun de Afornete Gyde Jensen ut ehr Reed in'n Bunndsdag, is mi zentral in de Kopp bleven: "Dat geiht nich um Fischbrötchen, Möwengeschrei un Folklore". Nee, dat geiht um veel mehr. Dat geiht üm den politischen Kulturopdrag vun Bund un Länner, de sik vör 25. Johrn verplicht hebbt de europäische Regional- un Minnerheiten-Sprakencharta ümtosetten. Un twars in alle Rebeete vun dat gesellschaftliche Leven. Anfungen bi de Kinnergoorns, över de Scholen un Universitäten, bet hen to de Olenpleeg un de Medien. Överall warrt wat doon, man dat kunn ok noch mehr ween.

De Bunndsdagsdebatte gifft Swung ünner de Flünken

Lüüd, wat to'n Bispill Halunder-Friesisch (Helgoländer Friesisch) snackt sünd so ring vun de Antall, dat se sik tosamen meis'n Vitrine in't Völkerkundemuseum delen kunnen. Nun avers, wiet aff dorvun, düüster Truurmusik to spelen - de 88. Bunndsdagsdebatte is en Teken, wat Knööf gifft, wat de Spreker- un SprekerInnen-Gruppen vun wiet un siet goot deit. Wat Minschen, de mit Plattdüütsch, Däänsch oder Friesisch opwussen sind, Swung ünner de Flunken gifft, wiel se sik ernst nahmen föhlt. Will man man de heele Debatte en beten "deeper leggen", kunn man op den berühmten Satz vun'n groten Philosophen stötten, de seker keen Plattdüütsch kunn, man as Wiener, wiss Dialekt spreken dee: Ludwig Wittgenstein. He sää:

"De Grenzen vun mien Spraak bedüden de Grenzen vun mien Welt"

Överdragen op de Welt vun't böverste Parlament, kann man wull mit Recht seggen, dat de Welt vun'n Bunnsdag siet güstern bannig wat grötter worrn is.

Plattdeutschredakteur Lornz Lorenzen kommentiert die Bundestags-Debatte zum 25. Jahrestag der Europäischen Regional- und Minderheitensprachen.Ünner de ehrwürdig Kuppel vun den Rieksdag weern Plattdüütsch, Freesch un Däänsch to höörn. Regionaal- un Minnerheitenspraken, de mehr oder minner dormit to kämpfen hebbt, dat se vun jümmer weniger Lüüd in' n Alldag bruukt warrt. Man an den 2. März 2023, ünner Top 9: "25 Johr Europääsche Sprakencharta", sünd se bruukt worrn. Un dat nich tohuus in de egen veer Wänn ünner Utschluss vun de Öffentlichkeit oder in't vertruute Ümfeld vun de Naverschop, sünnern in't Bunnsparlament. De Minnerheiten- un Regionaalspraken worrn so "res publica" to en Saak vun de heel grote Öffentlichkeit maakt. Alleen dordörch hebbt de Afornten all "hannelt", in den Sinn as de politische Philosophin Hannah Arendt dat in ehr "Vita activa" schreven hett:

AUDIO: Kommentar Dat geiht nich um Fischbrötchen (4 Min)

"Dat Faktum vun de menschliche Pluralität, wat de grundsätzliche Bedingung is vun dat Hanneln un Spreken, manifesteert sik op twee Oorden, as Gliekheit un Verschedenheit." (1)

Plattdeutschredakteur Lornz Lorenzen kommentiert die Bundestags-Debatte zum 25. Jahrestag der Europäischen Regional- und Minderheitensprachen.So weer de Situatschoon güstern so verscheden vun annere Situatschonen in't Parlament, dat de stenographische Deenst, üm den Ansluss nich to verleeren, sik en plattdüütschen Experten dorto halen müss. So klung dat Verhanneln un Debateeren in Regionaal- un Minnerheitenspraken för welke so anners, so fremd, so unverständlich oder humoresk in se ehre Ohren, dat dat wiss en Rutfordern weer. Ok geev dat tominnst een, so seeg dat ut, de mit Pluralität an un för sik en Problem harr.

Sprakenveelfalt bedüüd Riekdom

Man de deepe Worheit, de ut meist all Bidrääg rutsuer, is: Sprakenveelfalt bedüüd kulturellen Riekdom. Un düsse Riekdom is bedroht, is wat fragilet un schull, dor weern sik meist all Parteien enig, pleegt un erhalen warrn. Wat nu op de grote Bühn oder Tohuus, wo jedeen aktiv dorbi hölpen kann un geven de Regionaal- un Minnerheitenspraken Plattdüütsch, Dänsch, Freesch, Sorbsch un Romanes an de neegsten Generatschonen wieder. Quelle: (1)Hanna Arendt, "Vita activa oder vom tätigen Leben",  Neuauflage 2020, S. 239.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 02.03.2023 | 17:50 Uhr

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