Bundestag snackt Platt: Debatte zum Schutz von Minderheitensprachen
Der deutsche Bundestag würdigte am Donnerstag das 25-jährige Jubiläum der Europäischen Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitensprachen: Bei der Debatte war es ausdrücklich erwünscht, dass die Mitglieder des Bundestags ihre Reden in einer der vielen Regional- oder Minderheitensprachen halten.
Verständnisprobleme im Bundestag. Nicht alle Parlamentarier können der Debatte lückenlos folgen, aber ihren Spaß haben die Abgeordneten in jedem Fall. Niederdeutsch zu snacken, so die FDP-Politikerin Gyde Jensen, sei für sie und die Menschen an der Westküste ganz normal: "De maken sik keen Gedanken daröver, dat se Plattdüütsch snacken, de doot dat eenfach."
Bei der Debatte zu Regional- oder Minderheitensprache war es ausdrücklich erwünscht, dass die Mitglieder des Bundestags ihre Reden in einer der vielen Regional- oder Minderheitensprachen halten. Im Norden sind das etwa Friesisch, Plattdeutsch und Dänisch. Der ostfriesische SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff freute sich über die muntere Diskussion, die vom Parlamentskreis Plattdeutsch initiiert wurde: "Mutt ik seggen, wat bün ik blied, dat wi vandaag mitnanner up Platt, rechtschapen up Platt proten könen. Neet blot över Platt, sünnern ok up Platt." Richtiges oder verkehrtes Platt gebe es nicht, meint Saathoff: Platt denken sei die Kunst beim Sprechen.
SSW fordert Bildungsinstitut für Friesisch
Konkrete politische Forderungen zum Schutz von Minderheitensprachen gab es in der Debatte nicht. Anders ist es derzeit in Schleswig-Holstein: Der SSW-Landtagsabgeordneten Lars Harms fordert ein Bildungsinstitut für Friesisch am Nordfriisk Institut in Bredstedt (Kreis Nordfriesland). Trotz der Charta habe sich die Anzahl der Friesisch-Schüler in den vergangenen 20 Jahren beinahe halbiert - von 1.400 auf etwa 750. An dem Institut sollen festangestellte Lehrer arbeiten und unter anderem neues Unterrichtsmaterial entwickeln. Für das Projekt müsse das Land wohl rund 480.000 Euro investieren, so Harms. Der Finanzausschuss des Landes Schleswig-Holstein stimmt am 16. März darüber ab.