Ähm, äh, hm: Wann sind Füllwörter sinnvoll, wann nerven sie?
Sie rutschen uns immer wieder raus: Füllwörter wie ähm oder äh. Studien belegen: Auch, wenn sie manchmal nerven - sie helfen sowohl Sprechenden - und zum Teil auch den Gesprächspartnern. Eine Übersicht.
Nobody is perfect. Menschen machen Fehler - auch in den Medien. Nur im Fernsehen beispielsweise fallen Fehler eher auf. Denn der, der sich dort äußert, tut das in der Regel vor einem großen Publikum. Und das nimmt wahr, ob dort jemand ständig schluckt, sich verspricht oder rumstottert. Aber stört es uns auch? Oder nehmen wir das stillschweigend hin, blenden es aus oder tolerieren die Ähs und Ähms? Das hat jetzt eine Studie von Phonetikern untersucht. Ein Versuch über die nicht totzukriegenden Füllwörter in den Medien.
Bei Füllwörtern entspannen sich die Stimmbänder
"'Äh' oder 'hm' oder 'ähm'" Angelika Braun ist Phonetikerin an der Uni Trier. Und sie kann es eigentlich besser. Aber wenn's doch so schön ist. "Das dürfte damit zusammenhängen, dass man als Füllwörter gerne solche Laute benutzt, bei denen die Sprechwerkzeuge entspannt sind. Ich meine sowohl den Kehlkopf, also die Stimmbänder, aber auch alles, was oberhalb des Kehlkopfes ist: also den Rachenraum, den Mundraum und den Nasenraum. Das ist eben bei einem Laut wie 'äh' der Fall."
Ein 'äh' ist einfach bequemer, als ein Räuspern oder ein Husten. Und tut weniger weh. Darum ist dieser Laut auch weltweit fast identisch. Aber es ist nicht der einzige Weg, Pausen zu überbrücken, sagt Braun: "Man kann einen Fülllaut benutzen und man kann ein Wort wiederholen. Das ist individuell unterschiedlich. Das ist ein Hinweis auf ein individuelles Merkmal eines Sprechers."
Jeder hat unterschiedliche Füllwörter
Edmund Stoiber beherrscht Beides, die Kunst des 'ähs' und die der Wortwiederholungen. Das schafft nicht jeder. "Wir haben alle immer eine unbewusste Auftrittsstrategie. Und manchmal stressen wir uns eben dadurch", findet die Kölner Stimm- und Sprechexpertin Ien Svea Bäumler, die unter anderem angehende Journalisten fit für die Arbeit vor der Kamera macht. "Tatsächlich haben wir alle viele unterschiedliche Füller. Wenn wir Stress haben, geht unser Nervensystem hoch, und das entlädt sich. Manche fangen an zu schmatzen, andere wiederum müssen sich andauernd räuspern, manche schwitzen plötzlich sehr stark, andere machen eben sehr häufig 'Ähms' und 'Ähs', und andere wiederum schlucken."
Gute Ähms, schlechte Ähms
Genauso unterschiedlich wie die Formen des Füllers sind die Ausführungen. Denn nicht jeder "äht" auf die gleiche Art, erklärt Bäumler. "Es gibt unglaublich viele unterschiedliche 'Ähms'. Manche Menschen machen permanent und willkürlich irgendwo ein 'Ähm'. Da ist nicht sinnhaft. Andere wiederum nutzen ein 'Ähm' permanent als Starter. Wenn sie anfangen zu sprechen, machen sie erst einmal ein 'Ähm'. Da ist es auch nicht sinnhaft."
Denn auch was unbeholfen klinge, könne durchaus einen Zweck verfolgen, betont Ien Svea Bäumler. "Wenn wir uns versprechen, reagieren wir auch alle unbewusst mit einem 'Ähm' und zeigen da die Korrektur an. Wenn ich zum Beispiel 'Authentizität' sagen möchte und ich vergesse eine Silbe und sage 'Authenzi 'äh' Authentizität', dann ist das sozusagen wie eine Korrekturanzeige, und da ist es auch sinnvoll."
Studie belegt: Füllwörter wie Äh sind nützlich für Hörer
Angelika Braun und ihre Kolleginnen an der Uni Trier haben in einer Studie nun nachgewiesen, dass 'Ähs' und Co. nicht nur für diejenigen, die sie benutzen, eine Krücke darstellen. "Man hat früher immer gedacht, diese Füllwörter und auch die Pausen, die man macht, würden vor allen Dingen dem Sprecher dienen, die weitere Äußerung zu planen oder nach einem Wort zu suchen. Nun hat man aber herausgefunden, dass die auch für den Hörer nützlich sind, weil der Hörer damit auch Zeit gewinnt, das Gehörte zu verarbeiten." Der Nutzen sei beiderseitig, für den Sprecher und für den Hörer, sagt Braun. Womit allen geholfen wäre. Denn meistens lassen sich Füllaute sowieso nicht vermeiden.