Wie die Beatles aus Liverpool nach Hamburg kamen
Der NDR Kultur Podcast "Becoming The Beatles - Die Hamburger Jahre" zeichnet die Geschichte der Beatles in Hamburg noch einmal nach. Ihre Heimatstadt Liverpool spielt natürlich auch eine wichtige Rolle.
"Liverpool war während des Zweiten Weltkrieges schwer getroffen worden, sehr schlimm", erzählt der ehemalige BBC-Moderator und Buchautor Spencer Leigh. Er ist selbst Liverpooler und gilt als einer der Beatles-Experten überhaupt. Er ist ein wenig jünger als die Bandmitglieder. Aber er kann sich auch noch gut an die Atmosphäre erinnern: Wie war es damals nach dem Krieg in der Hafenstadt? Kinder spielten auf Bombenlücken, es gab viele Arbeitslose, viel verdient haben die Leute nicht, sagt er.
In dieser Atmosphäre wuchsen die Mitglieder der Beatles auf. Ihre Eltern hatten Jobs, die Familien wohnten größtenteils in kleinen, typischen englischen Reihenhäusern mit kleinem Garten. George Harrison hatte nach der Schule eine Elektrikerlehre begonnen, John Lennon landete auf der Kunstschule, Ringo arbeitete in einer Möbelfabrik und Paul McCartney? Der sollte eigentlich Lehrer werden, erzählt Spencer Leigh.
Von Liverpool nach Hamburg: "Die große Flucht"
In der Band spielen die Jungs, weil es Spaß macht und auf Feiern und in Kneipen ein bisschen Geld bringt. Semi-Professionell, könnte man sagen. Aber sie träumen von mehr, klar. Ein Wirt aus Liverpool, Allan Williams heißt er, bekommt schließlich eine Anfrage: eine Rock and Roll Band - für mehrere Monate nach Hamburg? Er schlägt die Beatles vor. Deren Eltern sind erst nicht so begeistert. Und John Lennons Tante Mimi, bei der er aufwächst, ist sogar strikt dagegen, erinnert sich Johns Halbschwester Julia Baird: "Sie sagte: 'Du bist zu jung, du kannst nicht gehen und in einem anderen Land spielen." Aber die Beatles gehen trotzdem: aus Liverpool weg, nach Hamburg.
Für sie ein Abenteuer. Und ein Ausweg, sagt auch Julia Baird, John Lennons Halbschwester: "Sie haben es gemacht. Ihnen ist die große Flucht gelungen." Als die Beatles dann hierher zurückkamen aus Hamburg, als gut eingespielte Band, lieferten sie ihre wilde Rock'n'Roll-Kiezshow in Liverpool und Umgebung ab. Und überzeugten auch hier das Publikum, das traditionell als nicht einfach gilt, berichtet Julia Baird: "Und wenn du es dort schaffst, bist du ein Gewinner." Die Beatles werden schnell Lokalhelden, haben bald einen eigenen Fanclub. Sie hatten viel Glück auf ihrem Weg, bescheinigt Spencer Leight. Aber sie wussten auch, was sie damit machen sollten.
Orte in Liverpool erinnern an märchenhafte Geschichte der Beatles
In Liverpool erinnert man sich heute gern an die Beatles, einige der Wohnhäuser kann man besichtigen, zwei Museen erzählen ihre märchenhafte Geschichte, in zahlreiche Clubs und Touren lebt ihre Musik wieder auf. Viele Touristen besuchen gern die Penny Lane, die Strawberry Fields oder den Grabstein von Eleanor Rigby - genau, die aus den Liedern, die gibt es nämlich wirklich. So gesehen haben die Beatles ihre Heimatstadt nie ganz verlassen. Oder noch besser: nach Hamburg, später London und die ganze Welt - sie nahmen Liverpool immer ein bisschen mit.