Politische Botschaften: Neues Album "Viva Tu" von Manu Chao
Reggae, Rumba und andere Musikgenres aus dem globalen Süden, dazu Low-Fi-Samples von Alltagsgeräuschen. Mit dieser Melange wurde Manu Chao Ende der 90er-Jahre auch hierzulande einer der erfolgreichsten Popstars. Mit "Viva Tu" erscheint sein erstes Album seit 17 Jahren.
Mit seiner Band Mano Negra war er in Ländern wie Kolumbien oder Venezuela in Gegenden unterwegs, in denen noch nie ein Pop-Konzert stattgefunden hatte. Manu Chaos erstes eigenes Album "Clandestino" wurde zum Soundtrack der damals sehr großen Anti-Globalisierungsbewegung. Songs wie "Bongo Bong" oder "Desaparecido" thematisierten Rassismus und soziale Benachteiligung auf einfache und tanzbare Weise.
Gemeinschaft durch Musik
Als Reisender, der in Barcelona und Marseille genau so zu Hause ist, wie in Bogotá und Tijuana, singt Manu Chao in mehreren Sprachen, oft sogar innerhalb ein und desselben Songs. Ihm geht es um Gemeinschaft, um Nachbarschaft und ein "Wir", das alle beinhaltet - egal welcher Herkunft. Das zeigt sich in Liedern wie "Tú Te Vas", die aktuelle Singleauskopplung, ein Duett mit der französischen Rapperin Laeti. Überhaupt sind musikalische Begegnungen ein wichtiger Ausdruck von Manu Chaos Idee des Miteinanders. Im Hillbilly-artigen "Heaven's Bad Day" etwa hat er Country-Legende Willie Nelson mit an Bord geholt.
Durch die Musik mitten im Geschehen
Die Songs sind, wie man es von Manu Chao gewohnt ist, denkbar einfach. Bei näherem Hinhören stellt man fest, dass sie mit sehr viel Genauigkeit und Feinsinn gestrickt sind. Ein musikalisches Motiv und eine vertraute Akkordfolge, dazu ein paar Motoren und Sirenen-Geräusche und man sitzt mit auf dem Motorrad eines Kuriers in São Paulo, der im infernalischen Verkehrschaos Tag für Tag sein Leben riskiert, um genug zu essen mit nach Hause zu bringen.
Überlebenskampf in den ärmsten Gegenden ist seit jeher eines von Manu Chaos Kernthemen. Dazu gehören auch die Folgen des menschengemachten Klimawandels: "Gibt es eine Brücke über den Fluss? Gibt es noch Hoffnung unter dem vertrockneten Flussbett?" fragt er in "The River Why". Später heißt es in dem Song : "Das ist kein Erfolg, das ist kein Fortschritt, das ist ein kollektiver Suizid!"
Stetiges Schaffen - ganz ohne Medienspektakel
Manu Chao wie man ihn kennt. Offenbar macht er dort weiter, wo er vor über anderthalb Jahrzehnten aufgehört hat - könnte man denken. Aber das ist weit gefehlt: Es gab nie eine Pause.
Manu Chao hat regelmäßig neue Tracks veröffentlicht - als freie Downloads auf seiner Website, hat mit Kollegen wie Bunny Wailer Musik aufgenommen oder bei dem weltweiten Benefiz-Projekt "Playing For Change" mitgewirkt. Und er hat gesungen und gespielt, nur abseits jedes Medienspektakels, in den Communities, in denen er weltweit zu Hause ist und die er im Titelsong "Viva Tú" hochleben lässt.
Viva Tu
- Genre:
- Latin, Reggae, Afro-Beat
- Label:
- Because
- Veröffentlichungsdatum:
- 20. September 2024
Schlagwörter zu diesem Artikel
Rock und Pop
