Taylor Swift unterstützt Kamala Harris: Wie viel Einfluss hat sie?
Kurz nach der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump hat sich Popstar Taylor Swift mit einem Instagram-Post zu der demokratischen Präsidentschaftskandidatin bekannt. Kann sie damit die US-Wahl beeinflussen? Ein Gespräch mit der Politikwissenschaftlerin Julia Schramm.
"Trump ist Chaos, Harris ist Ruhe": Kurz nach dem Ende der TV-Debatte zwischen dem republikanischem Kandidaten Donald Trump und Kamala Harris von der Demokratischen Partei hat Taylor Swift mit einem Post auf Instagram für Aufsehen gesorgt. Kann die Popsängerin damit Einfluss auf das Wahlverhalten ihrer Millionen Fans und Follower nehmen?
Wenn man sich diesen Post anguckt, muss man feststellen: es war kein direkter Wahlaufruf. Taylor Swift sagt, sie wird Kamala Harris wählen und ermutigt ihre Fans dazu, sich zu informieren und sich zur Wahl zu registrieren. Was kann dieser Post von Taylor Swift im Wahlkampf tatsächlich bewegen?
Julia Schramm: Ich glaube nicht sonderlich viel. Einen großen Unterschied macht, dass sie sich schon seit langer Zeit dafür einsetzt, dass sich ihre Fans und auch ihre Follower registrieren. Die Präsidentschaftswahl ist in den USA sehr viel komplexer. Das heißt, die Leute müssten sich registrieren. Dazu hat sie schon mehrfach aufgerufen, und dann haben sich innerhalb von 24 Stunden sehr viele Leute registriert. Da macht glaube ich schon einen Unterschied. Wir wissen, dass diejenigen, die sich oft nicht registrieren oder spät registrieren, tatsächlich eher demokratisch und progressiv wählen in den USA.
Ich glaube, dass sie mehr zu ihren eigenen Leuten spricht, die unterstützt und sozusagen ein Momentum kreiert. Aber die wirklich starken Unterstützer von Trump werden von ihr nicht mehr erreicht werden. Ich habe den Eindruck, dass die gesellschaftliche Stimmung insgesamt gerade sehr stark in Richtung Harris kippt. Wir haben Unterstützung von George Bush und den Cheneys, gegen die ich vor 20 Jahren demonstriert habe beim Irak-Krieg. Ich glaube, dass Donald Trump es so weit getrieben hat, dass da nicht mehr der große Unterschied durch Taylor Swift gemacht wird. Aber es ist trotzdem richtig, dass sie sagt, registriert euch, geht wählen. Das ist meine Entscheidung, und so mache ich das. Und sie gesagt hat: Wir brauchen Ruhe und kein Chaos. Mit dieser Formulierung in ihrem Post hat sie natürlich schon eine deutliche Positionierung gemacht und gesagt Trump ist Chaos, Kamala Harris ist Ruhe.
Allein auf Instragram hat Taylor Swift 283 Millionen Followerinnen und Follower. Welche Zielgruppe ist es denn, die Taylor Swift da inhaltlich noch mitnehmen könnte? Sind das auch typische Wechselwähler oder Nichtwählerinnen?
Schramm: Tatsächlich ist das Swifty-Fandom, wie man das ja so schön nennt, auch gespalten. Es gibt auch Bewegungen "Swifties for Trump" - sie kommt ja ursprünglich aus dem Country. Sie war auch lange eine Art Poster Girl für Republikaner und Rechte - wegen Country, Südstaaten und so weiter. Das hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Ich bin nicht sicher, ob sie bei diesen Fans noch einen Eindruck hinterlassen kann oder dass sie sie noch irgendwie umstimmen kann. Grundsätzlich glaube ich, dass sie insgesamt zu einem besseren gesellschaftlichen Klima beiträgt, mit einer Art von Humor, mit einer Art von klarer Eloquenz und auch einer sehr klaren und ruhigen Art, ihre Überzeugungen darzulegen. Aber innerhalb ihrer Fans sind, glaube ich, die Gräben ähnlich stark wie in der Gesellschaft selbst.
Taylor Swift ist nicht die einzige berühmte Person in Amerika, die sich klar positioniert. Woran liegt es eigentlich, dass sich in Amerika einflussreiche Popstars, Schauspielerinnen und Schauspieler öffentlich politisch positionieren?
Schramm: Dass sich Künstlerinnen und Künstler politisch äußern, ist generell nichts Neues. Auch in Deutschland machen das viele. Aber der Unterschied ist natürlich das Zweiparteiensystem in den USA: Wo man eine klare Wahl hat zwischen zwei Menschen, zwischen zwei Kandidatinnen. Da hat man dann eine Polarisierung hin zu der einen oder anderen Kandidatin. Das ist in Deutschland anders. Wir haben in Deutschland oft Bündnisse oder auch politische Äußerungen, die gegen rechts oder auch gegen die AfD gehen. Aber dass man wirklich sagt ich brenne für Olaf Scholz oder ich brenne für Christian Lindner, ist sehr selten. Ich glaube, das ist zum einen dem Wahlsystem geschuldet. Aber natürlich ist die amerikanische Kultur auch etwas Event-orientierter. Es wäre völlig undenkbar, dass Shirin David bei einer Wahlkampfveranstaltung von Olaf Scholz auftritt. Auf der anderen Seite haben wir berühmte Rapperinnen, die bei Kamala Harris aufgetreten sind. Ich glaube, es ist ein Unterschied in der politischen Kultur.
Das Interview führte Anna Novák. Transparenzhinweis: Die Politikwissenschaftlerin Julia Schramm ist Mitglied der Partei Die Linke.