Pop, Soul und eine Prise Jazz: Phil Siemers & Markus Schröder
Bei dem Hamburger Phil Siemers scheint sich die Fachwelt ausnahmsweise einig zu sein: Wer so gute Songs in deutscher Sprache schreiben und derart gefühlvoll singen kann, wird seinen Weg gehen. Doch in den vergangenen Jahren gab es Hürden.
Er ist jung, ausgesprochen sympathisch und hat eine große Zukunft als Singer-Songwriter vor sich: Phil Siemers. Zwei Jahre lang war Phil Siemers, wie so viele andere, durch die Pandemie ausgebremst. Im Sommer 2023 konnte er endlich mit seinem neuen, stilistisch abwechslungsreichen Album auf Deutschland-Tournee gehen. Kurz davor hat er mit seinem Duopartner Markus Schröder bei NDR Kultur EXTRA für ein kleines feines Livekonzert vorbeigeschaut.
"Gegenwind treibt mich voran" heißt es in einem deiner Songs. Auch du hast dich von widrigen Umständen nicht unterkriegen lassen. Wegen der Pandemie hast du ziemlich lange auf deinen Auftritt, zum Beispiel im Mojo Club, warten müssen.
Phil Siemers: Allerdings. Das Konzert war eigentlich schon für Herbst 2020 geplant, direkt nach meinem Debütalbum. Da sollten wir zum ersten Mal im Mojo spielen. Am 28. April 2023 war es dann so weit.
Die Tournee, die vor drei Jahren abgesagt werden musste, hat lange warten müssen. Stattdessen hast du, wie viele andere, aus dem Wohnzimmer gestreamt. Das neue Album "Marleen" ist stilistisch eine sehr abwechslungsreiche Platte. Die "Marleen-Tour" führte euch nach Köln, Stuttgart, München, Darmstadt, Berlin, Hamburg, zum Jazzfest Gronau, nach Bielefeld, Brilon, Leipzig, Freiburg und nach Nürnberg. Wie hast du dich auf die Tour vorbereitet?
Siemers: Ich war auf jeden Fall aufgeregt, weil wir wirklich mal auf eine richtige Tour gegangen sind. Ich habe einige Wochen viel organisiert: Wo schlafen wir, wer ist Support-Act und dann habe ich Hotels gebucht.
Also habt ihr nicht nur im Tourbus geschlafen?
Siemers: Nightliner-mäßig ist es noch nicht, sondern wir sind mit einem Kleinbus unterwegs gewesen und haben in Hotels geschlafen. Ein paar Wochen habe ich mir Gedanken über die Setlist gemacht und mir ein paar Merch-Geschichten ausgedacht. Das macht total viel Spaß.
Du bist studierter Stadtplaner, aber du bist Musiker geworden, weil du als Stadtplaner, vermute ich mal, nur Clubs und Konzerthallen gebaut hättest. Oder wie sieht das aus?
Siemers: Das wäre eigentlich eine schöne Erklärung. Aber nein, ich habe das tatsächlich studiert und auch den Bachelor hier in Hamburg zu Ende gemacht und habe schon während des Studiums die ganze Zeit versucht, mein Musik-Ding nach vorne zu bringen. Das hat dann auch ab dem dritten Semester total gut funktioniert. Dann war klar, ich werde danach wahrscheinlich erst mal alles auf die Musikkarte setzen. So kam es dann auch.
Von Musik alleine zu leben, ist in den vergangenen Jahren nicht unbedingt einfacher geworden. Mit CDs und Konzerten seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, das war mal. Vom Bezahlsystem der Streamingdienste profitieren heute vor allem die etablierten Superstars. Die Plattformen kassieren einen Großteil selbst. Müssen sich Newcomer vor allem eine gesunde Fanbase aufbauen oder extrem flexibel sein? Wie sieht das bei dir aus?
Siemers: In meinem Fall ist es so, dass ich viel auf die Live-Karte setze, sodass wir so viel spielen, wie wir können und das vor allem live machen, was wir machen. Dann müssen wir nur hoffen, dass wir für jedes Mal ein paar mehr Menschen einsammeln. Aber natürlich bin ich mit meiner Musik auf allen Streaming-Plattformen verfügbar. Außerdem bin ich auch auf Social-Media aktiv, zumindest übe ich mich darin. Das betrachte ich auch eher als Chance. Ich habe diese Jahre, wo es mal ganz anders war, gar nicht mitgenommen.
Eigentlich kann ich mich jetzt nicht wirklich beschweren, sondern ich sollte eher den Fokus darauf legen, dass es Chancen sind, diese Kanäle bespielen zu können und da auch Leute zu erreichen. Das ist nicht einfach, weil ganz viele Menschen gleichzeitig versuchen, auf den Plattformen Leute zu erreichen und dort auch sehr viel Musik veröffentlicht wird. Eigentlich kann man es auch als eine dankbare Zeit und Ära sehen.
Das Gespräch führte Philipp Cavert.