Johannes Strate: "Kein Bild vom Gesicht meines Sohnes im Netz"
Der Leadsänger von Revolverheld spricht im Interview mit NDR Kultur, wie er den Beruf als Musiker mit seiner Vaterrolle vereinbart und warum er seinen Sohn bewusst aus Social Media und der Öffentlichkeit raushält.
Als Musiker bist du viel unterwegs und auf Tour. Wie passt das mit deiner Vaterrolle zusammen?
Johannes Strate: Musiker und Papa - das geht eigentlich ganz gut. Ich kann mir meine Termine als Selbständiger selbst gestalten. Ich bin natürlich immer mal wieder auf Tour. Aber da nehme ich die Familie auch immer wieder mal mit. Das ist immer eine ganz gute Gelegenheit. Wenn ich zum Beispiel in Wien spiele, dann kommen die meistens vorbei und wir machen uns noch so ein bis zwei nette Tage. Ich versuche, den Tourplan dann auch so einzurichten, dass ich da vielleicht noch einen Tag frei habe. Ansonsten ist mein Sohn natürlich jetzt auch schon ein bisschen größer - und wir haben die Schulpflicht am Hacken. Das geht dann natürlich nicht mehr so einfach, aber bis jetzt hat es immer ganz gut gepasst. Ich bin ja vor allem im deutschsprachigen Raum unterwegs: Das heißt, ich bin auch immer wieder schnell zu Hause.
Versteht dein Sohn schon, was der Papa macht?
Strate: Mein Sohn hat total begriffen, was ich da mache. Mit Zehn ist man natürlich auch schon ein bisschen Social-Media-affin. Die Jungs und Mädels in seiner Klasse wissen, was ich mache. Er hat auch die Bühnen gesehen, war auf etlichen Konzerten Backstage. Das hat er schon verstanden. Er denkt nur, dass es eine gewisse Normalität hat, wenn man Musik macht, es auch so verläuft.
Du hast eben schon Social Media angesprochen. Du probierst ihn da ganz bewusst rauszuhalten. Warum ist dir das so wichtig?
Strate: Ich bin auf Social Media mit meinem Sohn total vorsichtig und halte ihn da erstmal generell raus. Irgendwann muss es seine eigene Entscheidung sein, ob er auf Social-Media stattfinden will oder nicht. Bis dahin entscheide ich dann für ihn erstmal: Nein. Ich habe mich da einmal mit Stefan Raab darüber unterhalten, der hält seine Kinder auch komplett aus allen Medien raus. Das war damals noch die Zeit, da war er selbst noch mehr in der Öffentlichkeit. Ich finde das total sinnvoll. In Amerika ist es ja sehr verbreitet, das Kind ab Babyalter komplett auf Social-Media zu verbraten. Das finde ich moralisch durchaus schwierig. Es gibt jetzt auch die ersten Fälle, in denen Kinder ihre Eltern wegen Persönlichkeitsschutzrechten verklagt haben: weil sie nie zugestimmt haben, in der Öffentlichkeit stattzufinden. Ich weiß auch nicht, ob es für einen späteren Job hilfreich ist, wenn man dein ganzes Leben auf Social-Media sehen kann - jedes Babyfoto, jeden Windelpups und nackt am Strand. Das finde ich schwierig. Deswegen haben wir uns entschlossen, unseren Sohn nur von hinten zu zeigen. Es gibt kein Bild vom Gesicht meines Sohnes im Netz. Wenn es das geben würde, dann würde ein Anwalt loslaufen und sofort losklagen wie ein Irrer. Das hat mir auch Stefan Raab beigebracht.
Hast du selbst schon einmal darüber nachgedacht, ein Kinderlied zu schreiben?
Strate: Ich habe schon einmal überlegt, ein Kinderlied zu schreiben - und vielleicht wird es irgendwann auch nochmal passieren. Aber im Moment habe ich einfach viele andere schöne Projekte.
Eure Musik verändert sich auch immer sehr stark. Gibt es etwas, dass du gerne noch mal ausprobieren möchtest, weil es dich musikalisch einfach reizt?
Strate: Wir probieren gerade mit der Band etwas aus, über das ich jetzt noch nicht sprechen kann. Das ist wirklich ganz anders als alles andere, was wir bis jetzt gemacht haben. Das ist das, was ich schon immer mal ausprobieren wollte - und das wird man dann irgendwann einmal hören. Deswegen wird dieses Neu-ausprobieren-Ding bei mir gerade total befriedigt.
Wann können wir damit rechnen?
Strate: Anfang nächsten Jahres kann man damit rechnen.
Die Fragen stellte Aaron Moser, Host des NDR Kultur-Instagram-Channels Matsch&Muse.