"Jewrovision" feiert junges, jüdisches Leben in Deutschland
Am Osterwochenende haben sich Jüdinnen und Juden aus ganz Deutschland zur "Jewrovision" in Hannover getroffen. Kinder und Jugendliche treten hier auf der großen Show-Bühne gegeneinander an. Gewonnen hat die Gruppe "Halev" aus Stuttgart, aber es geht um viel mehr.
"Time to Shine", also Zeit zu leuchten, war dieses Jahr das Motto der "Jewrovision" - und das haben die Kinder und Jugendlichen in Hannover auch umgesetzt: mit bunt glitzernden Kostümen, mutmachenden Texten und selbst choreografierten Tänzen. Hinter der Bühne waren natürlich alle total aufgeregt, man war sich aber einig, dass gewinnen hier nicht das Wichtigste ist: "Es dreht sich alles um den Wettkampf, aber es ist auch besonders, seine Freunde zu sehen - Leute, die man seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat", sagt ein Teilnehmer. "Es geht nicht darum, zu gewinnen. Es geht einfach darum, Spaß zu haben", findet eine Teilnehmerin.
"Jewrovision": Gemeinsam jüdisch sein mit großer Party
Um Spaß zu haben, sind auch die immer wieder mit dabei, die aus der Kategorie Kinder und Jugendliche schon rausgewachsen sind und nicht mehr auf der Bühne stehen - wie Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland: "Ein sehr wichtiger Termin, den man sich im Zweifel auch ein Jahr im Voraus vormerkt - ein Treffen, aber gleichzeitig auch eine sehr große Party, wo wir uns mal nicht mit Verfolgungsgeschichte und Antisemitismus auseinandersetzen müssen, sondern wo wir feiern können, dass wir jung, jüdisch und in Deutschland sind", sagt Veiler.
Das Wochenende hat einiges zu bieten: Man tauscht sich aus, betet zusammen, macht Workshops und Ausflüge. "Gemeinsam jüdisch sein", nennt es Marat Schlafstein vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Gerade in diesem Jahr nach dem schrecklichen Hamas-Anschlag auf einem Musikfestival in Israel sei das sehr wichtig, erklärt er: "Die Ereignisse vom 7. Oktober haben die Jugendlichen sehr stark mitgenommen. Die haben sie emotional, in ihrem Herzen, aber auch in ihrem Umfeld getroffen. So einen Moment zu haben, wo sie das Erlebte gemeinsam verarbeiten können - viel auch in den Texten, die wir in den Darbietungen sehen werden -, ist ein wichtiger Moment."
Zeichen der Solidarität
Ein wichtiger Moment auch für Hannover, findet Oberbürgermeister Belit Onay. Es war nämlich schon die 21. "Jewrovision" , aber die erste in Hannover: "Es ist für uns ein Zeichen der Solidarität mit jüdischem Leben in Deutschland, aber eben auch in Hannover. Wir verstehen uns als eine Einheit, stehen mit den jüdischen Menschen Seite an Seite in Solidarität. Da ist eine solche Veranstaltung ein tolles Signal", sagt Onay.
Wer die "Jewrovision" bisher nicht kannte, ist übrigens nicht allein. Auch Jurymitglied Mateo von der Band Culcha Candela wusste fast gar nichts über die Veranstaltung, bis die Anfrage kam. Dann hat er sich erst mal eingelesen, erzählt er. "Das war ganz schnell eine Herzensangelegenheit für mich: kulturelles jüdisches Leben in Deutschland, Kinder, Jugendliche - auf jeden Fall eine ganz tolle Sache und ich bin schon sehr gespannt, was mich erwartet."
Eine Herzensangelegenheit war es letztendlich wohl für alle Beteiligten. Wie Hannovers Oberbürgermeister in seiner Begrüßungsrede sagte: "Hannover war an diesem Osterwochenende die jüdischste Stadt in ganz Deutschland."