Festivals im Norden: Die großen boomen - wie geht's den kleinen?
Viele kleine Festivals im Norden beklagen, dass es immer schwieriger wird, Förderung von den Landesregierungen für ihre popkulturellen Angebote zu erhalten. Ein Besuch beim 6. snntg-Festival in der Nähe von Hannover.
Das Gelände im Sehnder Ortsteil Wehmingen ist schon etwas ganz Besonderes - es ist nämlich ein Open-Air-Straßenbahnmuseum. Kleine Waggons fahren auf Schienen zwischen den verschiedenen Bühnen hin und her. Es gibt vier von ihnen: drei Musik- und eine Performance-Bühne, die für Podiumsdiskussionen, Theater oder Lesungen reserviert ist. Außerdem findet man überall auf dem Gelände Workshops, Info-Points oder Mitmach-Angebote.
Die aussortierten, alten Stadtbahnwagen wurden liebevoll von Künstlerinnen und Künstlern umgestaltet und beherbergen jetzt unter anderem einen Kiosk, Imbissstände oder einen kleinen Shop mit regionaler Kunst. Das snntg-Festival (Sonntag-Festival) ist eine bunte Mischung aus Musik, Kunst und Kultur. Einer der Veranstalter ist Johannes Teller. Er ist außerdem im Vorstand von "Klubnetz" - dem Verband der Konzert- und Kulturschaffenden in Niedersachsen.
Festival als Orte des demokratischen Zusammenhalts fördern
Der Verein kritisiert die mangelnde Förderung durch das Land Niedersachsen - vor allem für popkulturelle Festivals. "Der eine Punkt ist der fehlenden Förderungsmechanismus dort, wo einfach viele Festivals gar nichts bekommen. Da hängt ja ganz viel dran. Wir haben eine riesige Festival-Landschaft in Niedersachsen - das ist erstaunlich, dass wir uns nicht Festivalland nennen", findet Johannes Teller. "Wir haben über 90 popkulturelle Festivals. Es ist so, dass die wenigsten davon eine Förderung auf Landesebene erhalten. Viele davon leisten gemeinnützige und ehrenamtliche Arbeit. Das ist der zweite Punkt, an den wir stärker versuchen zu appellieren: Festivals als Orte zu verstehen, die eben für genau diese Teilhabe an demokratischen und Zusammenhalt-Aspekten super relevant sind."
So können sie dort, meint Johannes Teller, besonders nachhaltige Themen platzieren und mit den Menschen in Kontakt kommen. Das breite Angebot, die positive Atmosphäre und das schöne Gelände kommen auch bei den Besuchern auf dem snntg-Festival gut an. Das sind zum einen natürlich viele junge Leute, aber auch Familien mit Kindern oder ältere Menschen.
Jede Menge Planung und ehrenamtliche Arbeit
Bevor so ein Festival steht, bedarf es aber jeder Menge Planung - und ehrenamtlicher Arbeit. Dazu kommt das Wetter-Risiko. Die Menschen campen und parken auf einem Acker. Wenn dann der große Regen einsetzt, müssen auch schon mal die Trecker ran und die Autos aus dem Matsch ziehen. Alles in allem ist das ein großes finanzielles Risiko. Fehlende Förderung hat da Folgen, sagt Johannes Teller: "Konkret in diesem Sommer ist es so, dass Stand jetzt in Niedersachsen ein oder zwei Festivals absagen mussten. Wir haben die Situation, dass sehr viele Festivals umbauen mussten. Sie mussten weniger Bühnen anbieten, kleiner werden, einige Posten ins Ehrenamt umlegen", berichtet Teller.
Der Grund sei die Risikominimierung. "Am Ende sind es Draußen-Veranstaltungen. Ich glaube, das veranstalterische Risiko ist im Kontext, dass es gemeinnützige Vereine sind, nicht zu klein - und es wäre wichtig, das zu unterstützen." Das snntg-Festival hat in diesem Jahr Glück gehabt und finanzielle Unterstützung vom Land, aber auch von Stadt und Region Hannover sowie der Stiftung Niedersachsen bekommen. Der größte Teil des Geldes kommt aber über die Einnahmen aus dem Ticketverkauf und das Gastro-Angebot auf dem Festivalgelände rein.