Ein letztes Goodbye: Freddie-Mercury-Auktion in London
Am 5. September wäre Freddie Mercury 77 Jahre alt geworden. Und an diesem Tag ging in London bei Sotheby’s eine große Ausstellung zu Ende - "Freddie Mercury - a world of his own"- mit 1.500 Objekten, die aus Mercurys letztem Zuhause Garden Lodge im Londoner Stadtteil Kensington stammen. Von Mittwoch an werden all diese Sachen versteigert, man kann auch noch online teilnehmen.
Wer es von der New Bond Street schließlich nach langem Anstehen in das Gebäude von Sotheby's geschafft hat, ist gleich mittendrin im extravaganten Mercury-Kosmos: edelstes Mobiliar, japanische Kunstobjekte und wertvolle Bilder - und dann: allerlei Katzen-Krimskrams (des Katzenfans Mercury), sein geliebtes Scrabble-Spiel, Reisekoffer oder ein Dankesbrief für den so großartigen Live-Aid-Auftritt. Es sind mehr als nur Erinnerungen, es sind musikgeschichtlich nicht zu unterschätzende Zeugnisse eines großen Musikerlebens.
Ausstellung mit Freddie Mercurys Spirit
Mercurys Spirit weht mit großer Windstärke durch diese Ausstellung - seine komplexe, vielschichtige Persönlichkeit. Gerade eben noch Fabergé-Tischuhren und Meissner Porzellan, nun ein T-Shirt mit der Aufschrift "Fuck dancing - let’s fuck". Franka Haiderer von Sothebys sagt: "Es war uns wichtig, dass wir alle Facetten von Freddie zeigen, sowohl die öffentliche als auch die private Seite dieser Ikone."
Franka Haiderer ist Chairwoman von Sotheby's Deutschland. Sie selbst ist ganz berührt von dieser Ausstellung, wie so viele Besucher, die von einigen Facetten Mercurys durchaus überrascht sind - von seiner Japan-Begeisterung etwa oder von seinem erlesenen Geschmack, vom Haus und den besonderen Dingen, mit denen er sich umgeben hat.
Viele Dinge lösen Gänsehautmomente aus
Es gibt viele Gänsehautmomente: die Bühnenoutfits samt Krone der letzten Queen-Tour 1986, ein Porträt des Malers Tissot, das er wie so vieles bei Sotheby‘s ersteigert hat - dieses hier aber nur einen Monat vor seinem Tod 1991. Ehrfurcht macht sich breit vor dem Kunstverstand Mercurys. Und dann - ein persönliches Highlight: Textentwürfe und Schmierzettel mit Harmoniefolgen zu "We are the champions", "Bohemian Rhapsody", "Somebody to love". Bei den ersten, teils durchgestrichenen, Akkordfolgen von "Killer Queen" sieht man, wo mal As-Dur hin sollte und dann doch nicht hinkam.
Letzte Gelegenheit, sich ein umfassendes Bild von Mercury machen zu können
Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus bei dieser Ausstellung und doch mischt sich auch ein bisschen Trauer in die Euphorie. Trauer darüber, dass er nicht mehr da ist. Und dann ist da auch Trauer, dass dies wohl die letzte Gelegenheit ist, sich ein so umfassendes Bild von Mercurys Person machen zu können. Denn nun werden in den kommenden Tagen alle Objekte versteigert - an diejenigen, die es sich leisten können.
Die drei Highlights der Versteigerung
In der Ausstellung noch einmal zu sehen und nun in der Versteigerung: Mercurys Yamaha-Stutzflügel, auf dem er viele seiner Songs komponierte. Das Instrument hat bereits seinen Besitzer gewechselt - für rund zwei Millionen Euro. Damit blieb der Erlös etwa 1,5 Millionen Euro unter der Schätzung von Sotheby's. Der Musiker behandelte das Yamaha G2 Baby Grand Piano nach Angaben seiner langjährigen Freundin Mary Austin, von der die Auktionsstücke stammen, stets mit "größtem Respekt". Mercury habe niemals am Flügel geraucht und nie ein Glas auf der Oberfläche abgestellt. "Er hat es als mehr als ein Instrument angesehen. Es war eine Verlängerung seiner selbst, ein Ausdrucksmittel für seine Kreativität." Mercury hatte den Flügel 1975 für 1000 Pfund gekauft.
"Bohemian Rhapsody" ist einer der meistgespielten Queen-Hits - und sollte eigentlich anders heißen. Dies geht aus 15 handgeschriebenen Seiten hervor, die ebenfalls zur Auktion standen. Ursprünglich hatte Mercury seinen Ideen zu dem Song den Titel "Mongolian Rhapsody" gegeben. Im Laufe seines Schaffensprozesses strich der Musiker das Wort "Mongolian" durch und ersetzte es durch "Bohemian". Das Song-Manuskript umfasst insgesamt 15 blau und schwarz beschriebene Seiten: acht mit Textideen und sieben mit Melodien. Das Manuskript wurde inzwischen für 1,3 Millionen Pfund versteigert.
Ebenfalls im Angebot ist Mercurys legendärer "Königsmantel" aus rotem Samt und Kunstfell sowie die dazugehörende Krone. Mit diesem extravaganten Outfit hatte der Sänger während der "Magic"-Tour von Queen 1986 die Fans begeistert. Er trug es stets zu "God Save The Queen" - dem letzten Song jedes Konzertes. Auch beim Tournee-Abschluss am 9. August 1986 im englischen Knebworth zeigte sich der Frontmann der Gruppe in dem Ensemble - es war sein letzter Bühnenauftritt mit Queen. Das Outfit hatte sich Mercurys Freundin Diana Moseley ausgedacht. Sie bediente sich dabei bei Königen: Die Imitation der gold- und juwelenbesetzten Krone erinnert an die Edwards-Krone des britischen Königshauses. Das Original war zuletzt vor einem Jahr bei der Krönungszeremonie für Charles III. zum Einsatz gekommen. Der reich geschmückte rote Samt-Umhang wiederum sollte an die Krönung von Napoleon erinnern. Das Outfit mit Krone und Mantel wird auf 60.000 bis 80.000 Pfund geschätzt.
Warum kein Freddie-Mercury-Museum?
Warum kein Freddie-Mercury-Museum mit all diesen Sachen in Mercurys Haus Garden Lodge, woher die 1.500 Objekte ja stammen? Das fragen sich viele. Mary Austin hat Garden Lodge von Freddie Mercury vererbt bekommen, eine lebenslange enge Freundin. Sie hat entschieden einen Großteil des Inventars zu versteigern. Der Erlös - er wird immens werden. Schätzungsweise im zweistelligen Millionenbereich. Das Geld geht zu einem großen Teil an einen guten Zweck, wie Franka Haiderer weiß: Ein Teil des Erlöses der Auktion kommt dem "Mercury Phoenix Trust" zugute. Das ist eine eigene Stiftung von Freddie Mercury. Und ein anderer Teil sollte an die "Elton John AIDS Foundation" gehen.
Mercury liebte Sotheby‘s
Und Mercury selbst? Er hat Sotheby‘s geliebt - hat vieles, was nun versteigert wird, selbst dort gekauft. Und er hat seine Privatsphäre immer geschützt. Ob er Garden Lodge als Museum gewollt hätte? Vielleicht ist das hier doch alles sehr in seinem Sinne.
Hier finden Sie eine große Storytelling-Seite zu Mercury zu seinem 30. Todestag vor zwei Jahren mit vielen Fotos und NDR Kultur-Videointerviews unter anderem mit Klaus Meine, John Neumeier und Mercury-Freund Mike Moran.