Die "schlimmsten" Ohrwürmer im Pop
2.000 verschiedene Arten von Ohrwürmern gibt es. Das entspricht ungefähr der Menge an Ohrwürmern im übertragenen Sinne, also Songs, die in unsere Ohren fliegen, sich dort fest beißen und einfach nicht mehr verschwinden wollen.
"So ein kleines Tier steckt in Dir und in mir, dieses Tier das ist der Ohrwurm... immer in die Ohren will er sich bohren... dieses Tier braucht keinen Bohrturm": 1982 besang Gottlieb Wendehals das Phänomen des "Ohrwurms". Der Ohrwurm ist allerdings so alt wie die Musik. Schon immer haben Menschen mitgeträllert, nachgesummt, stunden- oder tagelang eine Melodie nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Ein Ohrwurm never gonna gives you up
"Der die das, wer wie was, wieso weshalb warum, wer nicht fragt, bleibt dumm": Wieso, weshalb, warum sind Ohrwürmer so hartnäckig? Woran liegt es, dass wir manche Lieder einfach nicht mehr los werden? Der Neurowissenschaftler und Psychologe Stephan Kölsch hat auch Musik studiert und sich wissenschaftlich mit Ohrwürmern beschäftigt. Je öfter man einen Song hört, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er im Ohr hängen bleibt, sagt er. Aber auch Erinnerungen spielen eine Rolle, sagt er: "Durch das Erinnern des Erlebnisses kommt auch der Song wieder hoch. Dadurch können solche Ohrwürmer entstehen."
Ohrwürmer sind offenbar auch für Wissenschaftler ein spannendes Phänomen. An der britischen University of Saint Andrews hat man schon vor einigen Jahren versucht, eine Art Formel für den perfekten Ohrwurm zu finden: Rhythmische Wiederholungen, Vorhersehbarkeit und eine gewisse Eintönigkeit in der Melodie erhöhen die Chance auf den Ohrwurm-Faktor. So haben die Forscher eine Liste der Songs erstellt, die wenn es um die Einordnung als Ohrwurm geht, wohl zu den allerschlimmsten gehören.
"YMCA", "Happy" und "We Will Rock You" unter den Ohrwürmern
Queen ist außergewöhnlich oft vertreten in der Liste. So ist den britischen Forschern zufolge die Nummer Eins der schlimmsten Ohrwürmer: "We Will Rock You". Aber damit nicht genug: Zu den offiziell als Ohrwurm klassifizierten Musikbiestern, gelegentlich gut getarnt wie Chamäleons, gehören auch "Karma Chameleon", "YMCA", "Happy" und "Never Gonna Give You Up" - und wie von Rick Astley besungen, sind sie in der Tat treu und geben einen niemals auf.
Schlussmachen mit einem Ohrwurm scheitert an seiner Hartnäckigkeit
Was machen diese Songs mit unserem Hirn? "Wir wissen, dass eine Region des Hörkortex wie beim richtigen Hören von Musik aktiv ist", erklärt Neurowissenschaftler Stephan Kölsch. "Wir wissen auch, dass dazu eine Struktur im sogenannten Frontalkortex, hinter der Stirn über den Augen, die ich das Unterbewusstsein nenne, aktiv ist."
"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht. Alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu": Eine Beziehung zu beenden, ist nie leicht. Das Schlussmachen mit einem Ohrwurm scheint unmöglich, scheitert an seiner Hartnäckigkeit, erinnert an einen Buchtitel: "Wenn Du mich verlässt, dann komme ich mit". Was bloß tun? "Die einfachste Möglichkeit, einen Ohrwurm wieder loszuwerden, genau wie negative Gedankenschleifen auch, ist an etwas anderes zu denken", sagt Kölsch. "Entweder sich auf seine Tätigkeit zu konzentrieren oder bewusst an Gedanken zu denken, die möglichst positiv, konstruktiv sind. Denn das Gehirn hat keine Chance, an etwas anderes zu denken."
Oder man ersetzt den einen Ohrwurm durch einen anderen - hier eine kleine Hilfestellung: Haben Sie eigentlich schon den neuen "Barbie"-Film gesehen? "I'm a Barbie girl, in the Barbie world, life in plastic, it's fantastic!" Gern geschehen!