Brahms' "Horn-Trio": Wochenlang ein Ohrwurm
Das Horn kennen wir vor allem aus Werken mit Orchester - doch der weiche Klang des Instruments passt auch wunderbar in die Kammermusik. Das hat Johannes Brahms in seinem Trio für die ungewöhnliche Besetzung mit Horn, Geige und Klavier demonstriert. Amanda Kleinbart, Hornistin des NDR Elbphilharmonie Orchesters, schwärmt für ein Stück, das sie zu Beginn ihres Studiums entdeckt hat: "Ich war sofort in das Stück verliebt und habe gedacht: Wahnsinn! Ich kannte eigentlich nur Horn in der Blechbläserbesetzung. Aber dass das mit Streichern so toll passt - das hatte ich bisher noch nie gehört!"
Eine wunderbar weiche Melodie
Amanda Kleinbart war 19 Jahre alt, als sie das Horn-Trio von Brahms zum ersten Mal hörte. Seither hat sie das Stück selbst mehrfach selbst gespielt und verinnerlicht. "Bei diesem Stück kann man einfach loslassen und die Musik und die Klänge genießen und einfach drin baden", findet sie.
Diese wunderbar weiche Melodie ist Johannes Brahms während eines morgendlichen Waldspaziergangs in Lichtental eingefallen, einem malerischen Vorort von Baden-Baden. Dort verbrachte der damals 32-jährige Komponist seinen Sommer im Jahr 1865.
Der Hornklang war für viele Komponisten der Romantik ein Symbol der Natur und der Sehnsucht, aber auch der Einsamkeit. Mit dem melancholischen Ton in weiten Teilen des Horn-Trios gab Brahms den Hörern einen Einblick in seinen Gemütszustand - für die Hornistin Amanda Kleinbart wird das besonders deutlich im dritten Satz, einem Adagio, "Er hat es als Erinnerung an seine gerade verstorbene Mutter geschrieben, die auch das Horn sehr liebte. Ich glaube, in dieses wunderschönen Adagio kann sich jeder hineinversetzen."
Nach der Wehmut muntere Jagdmotive
Als Kontrast zu den Momenten der Wehmut und der Trauer schrieb Johannes Brahms zwei bewegte Sätze, in denen er den rhythmischen Drive in den Vordergrund rückt - wie etwa im Scherzo.
Brahms, der selbst schon als Kind Horn gelernt hat, zeigt in seinem Trio die verschiedenen Gesichter des Instruments. Dazu gehörte auch seine damals noch selbstverständliche Rolle als Signalgeber während der Jagd. Im Finale spielt der Komponist mit munteren Jagdmotiven und fesselt den Hörer mit einem munteren und griffigen Thema: "Das ist ja auch eine sehr heitere einfache Melodie", so die Hornistin, "die jedem im Kopf stecken bleibt. Davon kann man wochenlang einen Ohrwurm haben".