Deichkind in Hamburg: Zwischen Kunst-Performance und Techno-Oper
Die Hamburger Formation Deichkind begeisterte am Sonnabend mit einer großartigen Performance ihre mehr als 25.000 Fans auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld.
Sie haben es im Vorweg schon gesagt: Das Konzert in Hannover war nur zum Warmwerden. Deichkind ist Hamburg. 25.000 Fans zog es auf die Trabrennbahn in Bahrenfeld - keine homogene Truppe in uniformartiger Bekleidung, sondern ein wilder Mix aus allen Stilrichtungen: Frauen im Schlabberpulli, Männer in kurzen Hosen, in Vollverkleidung oder wie Deichkinder aufgerüscht und bunt bemalt. Was sie eint: friedlich miteinander feiern. Ihr Ziel: Party machen, den Alltag vergessen, Deichkind leben.
Plakative, poetische Texte und irre Choreografien
Das Konzert starten die Deichkinder mit "99 Bierkanister". Bei Deichkind stören keine Musiker auf der Bühne. Alles wirkt wie eine große Performance. Großartig gestylt, schreiten die drei Bandmitglieder über die Bühne, unterstützt von - sagen wir - Tänzern. Die bewegen sich synchron zu den Rappern - und die hauen ihre Songs raus. Manchmal plakativ und simpel, dann wieder fast poetisch und stilsicher. Dazu kommen irre Choreografien, wie man sie sonst nur vom Tanztheater kennt. Das nötigt dem Kritiker Respekt ab.
Die Fans steigern sich langsam in Ekstase. Die kulminiert dann bei Songs wie "Bon Voyage", dem bereits einem Vierteljahrhundert alten Hit aus der Anfangszeit von Deichkind. "Bück dich hoch", "Arbeit nervt", "Leider geil": Es sind all diese Lieder, die sich im Alltag längst zu geflügelten Worten entwickelt haben. Das ist ihnen egal. Das bekommen sie gar nicht mit, sagen sie.
Großartig. Einmalig. Deichkind.
Deichkind - das sind Philipp Grütering, Henning Besser und Sebastian "Porky" Dürre. Wie und wann sie die Idee hatten, die guten alten Hip-Hop-Pfade zu verlasssen und Elektrosounds für sich entdeckt haben, wissen sie gar nicht mehr so genau. Ein Deichkind-Konzert ist wie eine Techno-Oper mit Sprechgesang - das ist der Stand der Dinge.
Manchmal beschleicht einen das Gefühl, auf einer Kunst-Performance zu sein. So etwas Ähnliches sah man zuvor bestenfalls bei den Pet Shop Boys. Aber Deichkind verharren nicht in dieser Ästhetik, sondern reißen alle Konzertgänger mit. Die springen und hüpfen auf Aufforderung; die Begeisterung wächst mit jedem Song. Am Ende kommt nach zwei Stunden "Krawall und Remmidemmi", Schlusspunkt und Finale der Deichkind-Show. Großartig. Einmalig. Deichkind.