Mehr Exklusivität geht nicht: "Music for One" in Hannover
Musikgenuss voller Intimität: Studierende der Musikhochschule Hannover geben Kurzkonzerte für jeweils eine Person. Sie sollen ein Vorgeschmack auf die Kunstfestspiele Herrenhausen Ende Mai sein.
Ein kleines Ladenlokal in der Innenstadt von Hannover. Davor ein Aufsteller mit dem Hinweis auf ein Konzert. Gerade einmal zwei Frauen haben sich hier eingefunden, warten auf Einlass und sind voller Vorfreude. "Ich bin ganz gespannt, wie die Beziehung auch dann sein wird, was da passiert. Es ist nur eine Viertelstunde, aber es ist schon etwas Besonderes", sagt eine der Frauen.
Im Inneren begrüßt Pianistin Josefa Schmidt die erste Besucherin, die auf dem einzigen Stuhl im Mini-Konzertraum Platz genommen hat. Umgeben sind sie von Infomaterial zu Musikveranstaltungen in Hannover. Hier wird derzeit das zehnjährige Jubiläum der Auszeichnung Hannovers als "UNESCO City of Music" gefeiert, einem Titel, der der Vernetzung kreativer Städte dient.
Win-Win-Situation für Pianistin und Besucherin
Josefa Schmidt, die im letzten Semester ihres Studiums an der Musikhochschule Hannover ist, hat Werke von Dora Pejačević und Leoš Janáček für ihr Kurzkonzert einstudiert. Eine Karriere als Konzertpianistin strebt sie zwar nicht an, mit den Auftritten im Kurzformat will sie aber Erfahrungen für die Kammermusik sammeln. Dass sie hier ihrem Publikum ganz nah ist, gefällt ihr gut: "Reaktionen dann auch mal mitzukriegen, ganz nah, finde ich toll. Es sollte viel mehr Raum für jegliche Reaktionen vom Publikum geben. Also es darf auch gern geweint oder gelacht oder was weiß ich was gemacht werden."
Eine spielt, eine hört zu. Die Idee für "Music For One" im Rahmen der Kunstfestspiele Hannover hatte Beate Schüler. Die Dramaturgin des Festivals habe nicht nur den großen Kuppelsaal mit 3.000 Menschen füllen, sondern auch ganz intime Konzerterlebnisse bieten wollen, erzählt Christoph Sure. Er ist künstlerischer Leiter von "UNESCO City of Music" und arrangiert das Konzertprogramm im Musik-Kiosk in Hannover.
Niedrigschwelliges Angebot für Musiker und Publikum
Er bezeichnet den Musik-Kiosk als "Wohnzimmer der Szene Hannovers". "Es gibt viele Menschen, viele Musiker, die sich bewerben, hier aufzutreten - von kleinen Rockmusikgruppen über klassische Ensembles bis hin zu Schlager und Pop und Jazz", sagt Christoph Sure. Es gebe nur Platz für 50 bis 60 Leute, im Sommer nebenan auf der großen Bühne für 150. "Aber es ist ganz bewusst niedrigschwellig. Und wir wollen auch nicht unbedingt die Profis hier einladen, sondern Menschen, die Spaß an der Musik haben."
Spaß haben an diesem Abend auch die ersten Besucherinnen, deren Konzert mit dem ersten Satz aus Leoš Janáček Klavierzyklus "Auf verwachsenem Pfade" endet. Dass man vorher nicht weiß, was gespielt wird, sei spannend gewesen, die Interpretation durch Josefa Schmidt künstlerisch, findet diese Besucherin. "Ich bin sehr ergriffen. Es hat mich emotional richtig berührt." Und das Format sei einfach toll. "Man fühlt sich geehrt, die ganze Aufmerksamkeit zu bekommen und dass die Pianistin nur für mich gespielt hat."
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