Schleswig-Holstein Proms: Britisches Feuerwerk beim SHMF
Am Freitagabend brachten Daniel Hope und die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Paul Daniel ein Stück Großbritannien zum Schleswig-Holstein Musik Festival nach Neumünster.
Es ist der große, pompöse Moment des Abends: 7500 rot-blau-weiße Luftballons fallen aus riesigen Netzen von der Decke der großen Halle 1 in den Holstenhallen in Neumünster - direkt auf das begeisterte Publikum, das die gelungene Überraschung mit großem "ohhh" und "ahhh" goutiert. In nur wenigen Minuten verwandelt sich der SHMF-Konzertsaal in ein riesiges Bällebad für Erwachsene, die begeistert die lautstark zerplatzenden Luftballons in der Luft halten. Es klingt wie ein Feuerwerk, das Edward Elgars "Pomp and Circumstance" passend untermalt. Das Publikum steht, klatscht, wedelt mit den Union Jacks - die Kenner singen und tanzen mit! So etwas hat Schleswig-Holstein noch nicht gesehen!
Schleswig-Holstein Proms: Von oben bis unten britisch
Dieses grandiose Finale durfte natürlich nicht fehlen bei den Schleswig-Holstein Proms - schließlich ist die Veranstaltung eine Referenz an das diesjährige London-Motto des SHMF und eine Verbeugung vor der Kult-Konzertreihe in London, die traditionell mit der legendären "Last Night of the Proms" endet. Einmal das live erleben, was im Fernsehen oder im Radio immer so grandios rüber kommt - nicht für wenige Besucherinnen und Besucher ein Hauptgrund, warum sie sich für diese Veranstaltung entschieden haben. Kein anderes SHMF-Konzert war in diesem Jahr so schnell ausgebucht.
Und wenn man schon dem großen Vorbild nacheifert, dann auch richtig! Deswegen haben viele nicht nur Union-Jack-Fähnchen dabei - teilweise Marke Eigenbau -, sie tragen blaue Perücken, verrückte Hüte, Union-Jack-Schleifen auf Haarreifen, Krawatten und Melonen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Charmante Anekdoten von Daniel Hope
Der große Magnet des Abends ist aber ohne Zweifel Daniel Hope, der in diesem Sommer ganze 50 Konzerte in Schleswig-Holstein spielt. Er füllt die Doppelrolle Violine und Moderation mit Bravour aus. Charmant, informativ und hintergründig führt er durch den Abend und sichert sich mit so mancher lustiger Anekdote, kuriosen Zitaten aus Schriftwechseln berühmter Komponisten oder jahrzehntealten Premierenberichten die Lacher und Herzen des Publikums. Ravels "Tzigane" etwa bringe ihn so wie jeden anderen Geiger aufgrund der zahlreichen technischen Finessen ins Schwitzen. Die verstorbene Queen Elisabeth II., so berichtet der Deutsch-Ire mit seinem charmanten britischen Akzent, habe von Akustik eher wenig Ahnung gehabt und so wie Royals im allgemeinen immer gerne dann geklatscht, wann sie es für richtig befunden habe: "Gott habe sie selig".
Kurzweiliges, gut verdauliches Programm
Fantastisch begleitet wird er von der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung des englischen Dirigenten Paul Daniel. Der habe immerhin schon zwei Mal die "Last Night" geleitet, verrät Hope, aber sei zuvor noch nie in Neumünster gewesen. Daniel springt so dynamisch auf und ab, dass sein Dirigentenpult wackelt. Das liebevoll kuratierte Musikprogramm ist kurzweilig, knackig, gut verdaulich - eben auch für Menschen geeignet, die nicht die ganz großen Hardcore-Klassikliebhaberinnen und -liebhaber sind. Wunderschön: Daniel Hope mit Elgars "Salut d’amour" live zu erleben - eines seiner Paradestücke!
Zum Finale wird es "very british" - Daniel Hope gelingt noch eine letzte große Pointe: Bei Elgars "Pomp and Circumstance" würden den Briten immer die Tränen in den Augen stehen. Allerdings wisse er mittlerweile nicht mehr, ob es Tränen der Freude oder der Trauer seien. Diese Schleswig-Holstein Proms sind ein voller Erfolg! Bleibt zu hoffen, dass diese großartige Innovation fester Bestandteil des SHMF-Repertoires wird. Beim nächsten Mal schalten dann auch alle ihre Handys aus und dann schwingen doppelt so viele Union Jacks und singen mit!