von Agnes Bührig

Freiheit - nicht nur in Zeiten von Pandemie und Krieg ein hohes Gut. Welche Rolle der Begriff in der Musik der Barockzeit in Hannover spielte, das untersucht die 6. Ausgabe der Steffani-Festwoche. Erklingen wird Musik von Agostino Steffani, seiner Zeit Kapellmeister in der Welfenstadt, darunter Werke, die seit ihrer Entstehung vermutlich nicht mehr zu hören waren.

Steffani-Festwoche: Eintauchen in die Musik des 17. Jahrhunderts

Agostino Steffani war nicht nur Komponist, sondern auch Diplomat und katholischer Titularbischof.

So klang Hannover Ende des 17. Jahrhunderts. Perkussionist Peter Bauer spielt lustvoll und verschmitzt auf Topf und Zinneimer, das Ensemble la festa musicale setzt mit Barockmusik ein. Ein namenloser Komponist aus Hannover hat militärische und bäuerliche Szenen vertont, ein anderer Unbekannter eine weltliche Kantate komponiert. Sopranistin Dorothee Mields interpretiert virtuos die hannöversche Musik von 1690, der Musikjournalist Volker Hagedorn skizziert die Menschen von damals - Kurfürstin Sophie und Hofrat Leibniz etwa: "Wen sieht sie vor sich? Sein bräunliches Haupthaar sieht sie nicht. Auch im Sommer trägt er die bis zur Brust in schwarzen Locken herabwallende Perücke um sein blasses Gesicht. Sie sieht einen 46-Jährigen von mittlerer Statur - hohe Stirn, kräftige Augenbrauen - ein Anflug von Lächeln, etwas festgefroren", so Hagedorn.    

Mit den Konzerten der Steffani-Festwoche lässt sich Eintauchen in die Zeit Ende des 17. Jahrhunderts. Der Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz wirkt am Hof in Hannover, die höfische Musik komponiert Kapellmeister Agostino Stefani. Sie sind tätig in einer Epoche, in der gerungen wird um die Freiheit von Traditionen, von gesellschaftlichen Zwängen. Ist das auch in Agostino Steffanis Musik zu hören? "Ich denke, was wir natürlich stärker wahrnehmen, ist, dass die Musik, die Emotion wiedergibt, die Zwangslagen, die Unsicherheiten, das Sichfreuen und natürlich das Glück", sagt Bernward Lohr, Leiter der Festwoche. "Das können wir natürlich sehr gut hören. Ich glaube, der gesellschaftliche Zwang ist quasi das Gegenüber. Das spüren wir, wie die eine oder andere Figur dort auf der Bühne leidet."

Namhaften Ensembles: Musica Alta Ripa und Collegium Vocale Hannover

Folge ich bei der Partnerwahl den gesellschaftlichen Normen oder wähle ich frei davon nach Herzenswunsch? Das führt in Agostino Steffanis Oper "La Libertà Contenta", die in der Antike spielt, zu einigen Liebes-Verwicklungen. 1693 in und für Hannover komponiert, erklingt sie nun erstmals wieder in Deutschland, eingerichtet von Bernward Lohr. Der regionale Fokus präge neben dem Freiheitsthema die Musikauswahl der Festwoche, sagt der Cembalist:

"Wir haben dem konzeptionellen Faden, dass wir uns sehr auf Steffani in seiner Zeit in Hannover konzentrieren", erzählt Lohr. "Wir haben ein Chorkonzert, was sich dem Frühwerk Steffanis widmet, seinen Psalm-Kompositionen und dem gegenüberstellt sein Spätwerk, sein 'Stabat Mater', ein ausgesprochen eindrucksvolles, auch geistliches Werk, was er kurz vor seinem Tod als Letztes seiner Werke vollendet hat."

Aufgeführt werden die Werke von namhaften Ensembles wie Musica Alta Ripa und dem Collegium Vocale Hannover - an barocken Orten wie der Neustädter Hof- und Stadtkirche und der Galerie von Schloss Herrenhausen. Wer mehr über die Wirkungsorte Steffanis in Hannover erfahren will, kann sich zudem einer Stadtführung auf seinen Spuren durch Altstadt und Calenberger Neustadt anschließen.

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