"Siegfried": Simon Rattle dirigiert Wagners Oper in der Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie hat am Mittwoch ein besonderes Highlight geboten: Simon Rattle präsentierte Richard Wagners "Siegfried" in Hamburg, den dritten Teil aus dem "Ring des Nibelungen".
Ein junger Mann schmiedet ein Schwert, das jeden besiegt. Selbst einen Drachen kann er damit töten. Das ist der dramatische Höhepunkt in Wagners "Siegfried". Eine Oper über einen kraftstrotzenden Helden, der keine Angst kennt. Simon Rattle hat im Bayerischen Rundfunk erklärt, wie er den Siegfried wahrnimmt: "Er ist kein komplizierter Charakter. Aber die Situation ist kompliziert. Auch wenn das Stück alle Merkmale einer großen Oper des 19. Jahrhunderts hat, ist diese Figur doch nichts anderes als ein in die Höhe geschossener Teenager." Er versuche, die Welt zu entdecken, so Rattle.
"Wenn man so will, ist Siegfried das schwarze Schaf des gesamten Ring-Zyklus'. Aber es ist auch das Stück, in dem Wagner ein wirklich moderner, experimenteller Komponist wurde. Vielleicht ist es sogar der wildeste Teil des gesamten Rings."
Tenor Peter Hoare spielt auch den Amboss
Richard Wagner schreibt in seinem "Siegfried" eine aufregende, oft auch aufgeregte Musik. Gerade dann, wenn er sich mit den zwielichtigen Gestalten beschäftigt. Wie zum Beispiel der Schmied Mime, der Siegfried aufgezogen hat, ihn aber später töten will. In der Aufführung unter Simon Rattle übernimmt der Tenor Peter Hoare die Partie des Mime. Daran habe ihn nicht nur der Gesang gereizt, wie er in einem Video auf der Website vom BR-Symphonieorchester bekennt: "Ich habe mit Simon gewitzelt, als er mich angefragt hat: 'Darf ich dann auch den Amboss spielen?' Und Simon hat 'ja' gesagt. Ich dachte, im Scherz. Aber jetzt mache ich es wirklich! Das ist an sich nicht so anspruchsvoll. Aber parallel den Rhythmus hämmern und singen? Ich habe mir einige Schlagzeuger angesehen, die gleichzeitig singen. Phil Collins ist wahrscheinlich der bekannteste. Das ist echt schwer."
Grenzerfahrung für Sängerinnen und Sänger
Wagners Siegfried gilt als besondere Herausforderung für alle Beteiligten. Nicht zuletzt konditionell. Knapp vier Stunden dauert das Stück, es bringt die Sängerinnen und Sänger an ihre Grenzen, verlangt aber auch den Orchestermitgliedern alles ab. Eine besonders heikle Stelle ist der Siegfried-Ruf für Solo-Horn. Carsten Duffin vom BR-Symphonieorchester: "Der ist vor allem schwierig, weil er so exponiert ist. Ich spiele quasi alleine, oder der jeweillige Kollege. Das dauert so ungefähr eine Minute dreißig, eine Minute vierzig, je nachdem, wieviel Zeit man sich lässt."
Alle Details der riesigen Partitur im Blick zu haben und zu einem großen Ganzen zu formen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für den Dirigenten. Aber Simon Rattle löse sie souverän, sagt der Geiger Michael Friedrich. Man merke, "dass er schon diese Wagner-spezifischen Dinge gut kann und macht, aber dass er auf der anderen Seite eine gewisse Leichtigkeit hat - so empfinde ich's - und das sorgt für eine Transparenz, die man in der Oper sonst oft so nicht hat."