Album der Woche: Berührende Klagelieder aus Nordeuropa
Für ihr Album "Northern Light" haben die Mezzosopranistin Lucile Richardot und Cembalist Sébastien Daucé tief in historischen Archiven gegraben. Trotz der trüben Thematik lassen sie das musikalische Licht des Nordens mit ihrem neuen Album hell aufleuchten.
Eine Bitte, ein tiefgreifendes Klagen - damit wendet sich die Mezzosopranistin Lucile Richardot mit "Ack Herre, lat dina helga änglar" gleich zu Beginn des Albums direkt an ihre Zuhörerinnen und Zuhörer. Und das auf Schwedisch. Das Original stammt von dem deutschen Komponisten Franz Tunder. Für die Übersetzung ins Schwedische war Gustav Düben verantwortlich. Als Kapellmeister am Hofe König Karls XI. in Schweden legte er über die Jahre ein großes Archiv mit Musiken von Franz Tunder, aber auch noch vielen weiteren norddeutschen Komponisten an.
Der schwedische König sorgte für italienische Musik
Was beim ersten Blick in das neue Album von Sébastien Daucé und seinem Ensemble Correspondances wie eine bunte Zusammenstellung wirkt, lässt sich mit der musikalischen Offenheit des schwedischen Königs begründen: hier hinterließen im 17. Jahrhundert viele wandernde Musiker und Komponisten ihren Spuren. Auch die italienischen.
Die Klagelieder sind sich, trotz unterschiedlicher Herkunft und Sprache, in ihrer Form gleich: eine reduzierte Begleitung, der Fokus auf den Text. An vielen Stellen nehmen sich die Musikerinnen und Musiker des Ensemble Correspondance bewusst zurück: lassen Raum und Platz für die eindrücklichen Beschreibungen, wenn es zum Beispiel um den Tod Jesu geht.
"Die schönsten geistlichen Werke sind im Grunde lauter Meditationen rund um den Sinn des Lebens und dessen Endlichkeit", so beschreiben Richardot und Daucé die mögliche Wirkung der Klagelieder.
Richardot und Daucé sind aufeinander eingestimmt
Dass sich die Zuhörenden darauf einlassen können, liegt sicher auch am vertrauten Umgang der beiden Musiker, die aufeinander eingestimmt sind: während Lucile Richardot mit ihrem Timbre den Klagen Wärme einhaucht, bietet ihr Sébastien Daucé mit seinem Ensemble die beste Stütze zum gemeinsamen Verschmelzen.
Trotz der trüben Thematik: Richardot, Daucé und das Ensemble Correspondances lassen das musikalische Licht des Nordens mit ihrem neuen Album in jedem Fall hell aufleuchten.
Northern Light
- Zusatzinfo:
- Lucile Richardot (Mezzosopran), Ensemble Correspondances, Sebastien Dauce (Cembalo)
- Label:
- Harmonia Mundi
- Veröffentlichungsdatum:
- 11. April 2025
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Klassik
