Neue Biografie inszeniert Justus Frantz als Künstler zwischen den Welten
Justus Frantz hat die norddeutsche Klassikszene als Gründer des Schleswig-Holstein Musikfestivals (SHMF) stark geprägt. Dass er auch nach dem Beginn des Ukraine-Krieges noch Projekte in Russland wahrnimmt, sorgt für viel Kritik. Kurz vor seinem 80. Geburtstag am 17. Mai erscheint die Biografie "Justus Frantz - Künstler zwischen den Welten", die bleibt aber weitgehend unkritisch.
Justus Frantz hat private und künstlerische Beziehungen nach Russland. "Ich sage das gleiche über Russland, das ich 1984 gesagt habe", meint Frantz im Hamburg Journal. "Wir müssen Feindschaften überwinden. Weil das Gegenteil, das könnte Katastrophen auslösen, die unsere Kinder und unsere Nachkommen, auf das Schlimmste benachteiligen würden." Die Sowjetunion habe ein innerlich sehr kontrolliertes, diktatorisches Machtgefüge gehabt. "Heute geht es dort deutlich liberaler zu als damals" sagt Justus Frantz im Hamburg Journal. "Die Frage ist: Was hat diesen Krieg ausgelöst und wissen Sie: Es gehören immer mehrere Leute dazu."
Biografie bleibt sehr unkritisch
Die neue Biografie erzählt eher unkritisch von seinen Russland-Beziehungen. Es geht mehr um Justus Frantz großes Werk und seine Bekanntschaften. Das von ihm gegründete Schleswig-Holstein Musikfestival habe immer einen Friedensgedanken gehabt. Er holte Legenden wie den Dirigenten Leonard Bernstein in die Provinz. Mittlerweile gibt es auch viele Konzerte in Hamburg. Doch das Festival hat sich von ihm losgesagt. Festival-Intendant Christian Kuhnt kündigte im vergangenen Jahr an, den Gründer nicht mehr einzuladen. "Justus Frantz umgibt sich erwiesenermaßen mit Menschen, die der russischen Regierung nahe stehen und den Angriff auf die Ukraine relativieren. In seinem kulturellen Engagement erkennen wir kein Brückenbauen, sondern einen politischen Missbrauch der Kunst", heißt es in einem Statement gegenüber dem Hamburg Journal.
Erstmals öffentlich wird in der Biografie: Er hat auch Männer geliebt. "Darüber will ich gar nicht schweigen", sagt der Dirigent. Er habe aber Söhne, "die lassen sich mit Männern nicht erzeugen", betont er. Das neue Buch erzählt viele schöne Geschichten. Mit Helmut Schmidt in den Beatles-Studios, Audienzen beim Papst. Und doch bleibt ein Nachgeschmack. Justus Frantz arbeitet auch mit fast 80 Jahren weiter. An einem Opernprojekt - im russischen St. Petersburg.