Meister auf dem Instrument des Jahres: Tubist Andreas Martin Hofmeir
Der Tubist Andreas Martin Hofmeir gehört zu den Besten seines Fachs. Eigentlich wollte er früher Fußballer werden. Wie er das Instrument des Jahres schmackhaft machen will, verrät er uns im Interview.
Jedes Jahr küren die Landesmusikräte ein Instrument des Jahres. Auf die Mandoline folgt 2024 die Tuba - auch sie ein weithin unterschätztes Instrument. Was man alles damit machen kann, das demonstriert der herausragende Blechbläser Andreas Martin Hofmeir bei NDR Kultur EXTRA. Der gebürtige Münchner hat nicht nur eine Professur für Tuba am Mozarteum in Salzburg und war Gründungsmitglied der bayerischen Kultband LaBrassBanda. Hofmeir tritt auch weltweit als Solist und Kammermusiker auf und steht seit mehr als 20 Jahren als Kabarettist auf der Bühne. Ein Pionier seines Instruments und idealer Botschafter für die Tuba. Bei NDR Kultur EXTRA spielt Andreas Martin Hofmeir ein stilistisch breitgefächertes Programm im Duo mit seiner Frau, der Pianistin Barbara Schmelz.
Andreas Martin Hofmeir, du trägst keine Schuhe, du bist barfuß hier. Wie kommt das?
Andreas Martin Hofmeir: Es ist eigentlich ein ganz billiger Trick. Ich bin grundsätzlich ein eher chaotischer Typ und sehr vergesslich. Oft habe ich nicht die Sachen dabei, die ich dabei haben sollte. So war es auch einmal bei einem Konzert in Greifswald oder Stralsund mit einem Symphonieorchester. Das Durchschnittsalter des Publikums war bei 75 Jahren und ich hatte meine Konzertschuhe vergessen, das habe ich fünf Minuten vor dem Konzert gemerkt. Ich habe Schuhgröße 46, da war also nichts zu machen. Dann bin ich barfuß rausgegangen und habe gemerkt, dass ich das erste Mal in meinem Leben die visuelle Aufmerksamkeit des Publikums hatte. Das ist bei meinem Aussehen nicht selbstverständlich. Und dann habe ich mir gedacht, wenn das mit entblößter Haut so leicht geht, dann muss ich das unbedingt zur Perfektion bringen. Ich habe es dann auch mit anderen entblößten Körperteilen probiert, habe aber leider nur mit den Füßen ein passables Ergebnis erzielt.
Du kommst aus einer Tradition, die für Blasmusik prädestiniert ist, aber du bist nicht sofort bei der Tuba gelandet, obwohl du zwölf Stunden am Tag geübt hast. Du bist auch Kabarettist, ein Mann des Wortes und seit 2006 in Salzburg als Professor für Tuba unterwegs. In diesem Jahr bist du nun Botschafter für dieses Instrument. Als du gehört hast, dass 2024 das Jahr der Tuba ist, was war dein erster Gedanke?
Hofmeir: Ich habe mir gedacht, die Tuba müsste eigentlich das Instrument aller Jahre sein. Denn ein Instrument, was so hoch entwickelt ist und quasi die Krone der Schöpfung darstellt, sollte Instrument aller Zeiten sein.
Andreas, du bist schon ein sehr vielseitiger Musiker. Du hast die Band LaBrassBanda mitgegründet, die kein klassisches Ensemble ist. Welche Ziele hast du dir für dieses Jahr vorgenommen? Was hast du schon geplant?
Hofmeir: Zum einen haben wir jetzt natürlich sehr viel Medienaufmerksamkeit. Wir haben viele Möglichkeiten, den Leuten die Tuba nahezubringen und ihnen zu zeigen, welche klanglichen Möglichkeiten das Instrument hat. Denn die sind enorm. Viele Leute haben die Tuba noch nicht so gehört, wie sie eigentlich klingen kann. Da hoffen wir natürlich, dass wir dieses Jahr wahnsinnig viele Leute erreichen und dass die Leute merken, dass dieses Instrument klangliche Möglichkeiten hat, die ihresgleichen suchen.
Barbara Schmelz ist am Klavier mit dabei, sie ist ausgebildete Organistin, Kirchenmusikerin, Sängerin und Pianistin. Ihr seid nicht nur beruflich ein Duo, sondern auch verheiratet. Worauf musst du achten, wenn du mit der Tuba im Duo spielst?
Barbara Schmelz: Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass ich irgendwann mal in einem Duo mit einem Tubisten spiele, dann hätte ich es nicht geglaubt. Aber die Wege sind manchmal spannend, und es ist gut, dass es so gekommen ist. Ich glaube, dass ich in diesem Duo oftmals ein bisschen die spirituelle Ernsthaftigkeit beisteuern kann und wir inspirieren uns gegenseitig. Die Tuba ist für mich erst durch Andreas als Gesangsinstrument präsent geworden. Wir spielen auch ein Lied von Schubert und da ich selber eher vom Gesang komme, konnte ich die Tuba sehr lieben lernen und zwar über diese gesangliche Komponente, die dieses Instrument bietet. Von daher habe ich die Tuba über die Jahre sehr lieb gewonnen.
Tubist zu werden, war ursprünglich nicht dein Karriereplan. Du hast am Klavier angefangen, Schlagzeug gespielt, bist ein Mann des Wortes, hast mit Kabarett dein Studium verdient und jetzt bist du trotzdem glücklich mit diesem sehr virtuosen Instrument.
Hofmeir: Ja, manchmal ist es einfach die Liebe auf den sechzehnten Blick. Ich wollte eigentlich gar nichts von den Sachen werden, ich wollte unbedingt Fußballer werden. Aber ich bin ein wirklich schlechter Fußballer, muss ich sagen.
Das Gespräch führte Petra Rieß.