Maxwell Quartet besticht mit herzwärmender Haydn-Interpretation
Seit 2010 gibt es das Maxwell Quartet, seit 2014 in der aktuellen Besetzung. Eine originelle Reihe des Ensembles geht jetzt in die dritte Runde: die beiden späten Streichquartette von Joseph Haydn verbunden mit Volksweisen aus Schottland.
Humorvoll, originell, unmittelbar: Für das Maxwell Quartet ist durch die Streichquartette Joseph Haydns zu navigieren die schönste Reise, die sich das Ensemble vorstellen kann. So schreiben es die Mitglieder dieses so versierten Streichquartetts im ebenfalls originellen Text im Beiheft. Vielleicht bringt diese Reise nicht dauernd aufregende Neuigkeiten, aber: Auch vertrautes Terrain kann aufschlussreiche Einsichten bieten. Mal bringt uns Haydn zum Lachen, mal rührt er zu Tränen, er stellt tiefgründige Fragen, einfach mal so, weil er es kann.
Das Spiel des Maxwell Quartets ist umwerfend luzid, als wollten sich die Vier eigentlich am liebsten dauernd ins Wort fallen in der Debatte um die wichtigen Themen, um sich dann aber doch immer wieder höflich gegenseitig zuhören.
Mit Intensität und Leichtigkeit
Mit seinen beiden Streichquartetten op. 77 schließt Haydn ein Opus Magnum ab - 68 Quartette hat er komponiert. Zum Schluss sind es "nur" zwei Werke - frühere Zyklen waren meist sechsteilig. Das Maxwell Quartet mutmaßt, dass das am "new kid on the block" gelegen haben könnte, an Ludwig van Beethoven, der kurz vorher seine ersten Streichquartette veröffentlicht hatte. Das könnte Haydn veranlasst haben, den Staffelstab weiterzureichen. Es ist beeindruckend, mit welcher Intensität und zugleich Leichtigkeit das Maxwell Quartet diesen späten Haydn-Stil zum Leuchten bringt.
Die wunderbar sprechende und herzwärmende Haydn-Interpretation ist das Eine, was hier fasziniert. Das Andere, wie das Maxwell Quartet die Verbindung herstellt zum ureigenen musikalischen Erbe des Ensembles, zur schottischen Volksmusik, in eigenen Arrangements, wie dem "Captain Campbell’s March", mit dem das Quartett zu Beginn den Ton setzt.
Haydn kunstvoll übersetzte Volksmusik-Elemente
Haydns musikalischer Werdegang war - anders als der Mozarts zum Beispiel - sowieso schon von Anfang an sehr von der ländlichen Umgebung geprägt, in der er sein Leben verbracht hat, auf den Residenzen der Esterházys in der Nähe von Wien. Zweimal ist er nach England gereist, hat sich von schottischen Volksweisen inspirieren lassen zu hunderten Liedern. Mit dem Maxwell Quartet erlebt man, wie kunstvoll Haydn Volksmusik-Elemente in seine Sprache übersetzt hat.
Das Album hat das Maxwell Quartet einem wichtigen Mentor gewidmet: Hatto Beyerle vom Alban Berg Quartett, bei dem es in Hannover studiert hat und der ihnen mitgegeben hat: Nichts bleibt beim zweiten Mal gleich.
Haydn: Streichquartette op. 77 & Volksmusik aus Schottland
- Zusatzinfo:
- Maxwell Quartet
- Label:
- Linn Records