Lang Langs Album "Saint-Saëns": Mehr als "Karneval der Tiere"

Stand: 06.03.2024 20:00 Uhr

Gemeinsam mit Andris Nelsons und dem Leipziger Gewandhausorchester hat Lang Lang ein neues Album veröffentlicht. Darauf verbindet er elegant Bekanntes wie den "Karneval der Tiere" mit Unbekanntem.

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von Chantal Nastasi

1868 in Paris: In gerade mal zweieinhalb Wochen komponiert Camille Saint-Saëns sein Klavierkonzert Nr. 2. Wenige Tage später kommt es zur Uraufführung mit dem Komponisten selbst und Anton Rubinstein. "Es beginnt mit Bach und endet mit Offenbach" beschwerten sich damals die Kritiker. Für Lang Lang ist es gerade wegen seines unkonventionellen Aufbaus ein interessantes Stück, schreibt er im Booklet. Er spielt es mit Verve, perlend, schwungvoll, leicht und auch mit einer Prise Humor und Schalk im Nacken.

Lang Lang spielt mit viel Theatralik

Es ist technisch höchste Kunst, die Lang Lang bietet, ebenso das Gewandhausorchester, das ihm mit Drive und Raffinesse zur Seite steht, ein Saint-Saëns-Orchester par excellence. Denn es hat als eines der schon damals wichtigsten europäischen Orchester mehrfach mit Saint-Saëns zusammengearbeitet und seine Werke, darunter auch seine Klavierkonzerte aufgeführt. Diese Erfahrung liegt sozusagen in der DNA des Orchesters, jetzt mit Andris Nelsons am Pult.

Wie man es von Lang Lang kennt, werden manche musikalischen Gesten sehr bedeutungsschwer. Pathetisch, mit viel Tempofreiheit zum Beispiel der Beginn, der ja eigentlich an Bach erinnert, wenn auch im romantischen Gewand. Manches hat ungeheuer viel Wucht und Kraft. Aber es überzeugt und holt möglicherweise viele genau mit dieser Theatralik ab.

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"Karneval der Tiere" im Duo mit Frau Gina Alice

Ein sehr populäres Werk setzen Nelsons und Lang Lang außerdem aufs Programm und geben uns Hörerinnen und Hörern damit auch Gelegenheit, Lang Lang im Duo mit seiner Frau Gina Alice zu erleben. Sie spielen Saint- Saëns‘ "Karneval der Tiere". Die musikalischen Porträts der Fische, Vögel, Kängurus, Löwen, Elefanten und anderer Tiere sind ungeheuer farbenreich komponiert. Lang Lang und seine Frau spielen perfekt aufeinander abgestimmt, technisch lupenrein. Doch wie auch im Klavierkonzert steht vor allem der Effekt im Vordergrund: Die Phrasen steuern, ohnehin obertonreich, zu oft auf laute, brillante Spitzen zu, was die Interpretation oberflächlicher wirken lässt als nötig.

Es sind schwelgerische Interpretationen französischer Musik. Zu Saint-Saëns‘ Karneval reiht sich eine weitere Suite, die vierhändige Petite Suite von Claude Debussy. Eine Reihe von Solowerken aus dieser Epoche hat Lang Lang ausgesucht: von Ravel und Fauré bis zu einigen französischen Komponistinnen wie Mel Bonis, Lili Boulanger und Germaine Tailleferre. Lang Langs Interpretationen gehen zu Herzen.

Mit diesem französischen Doppelalbum ist Lang Lang eine wirklich interessante Stückauswahl gelungen: Bekanntes und Unbekanntes verbindet sich hier sehr elegant, man erlebt Lang Lang in verschiedenen Konstellationen und - natürlich - erneut als technisch brillanten Pianisten.

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