Joseph Joachim Violinwettbewerb: Direkter Weg ins Konzertleben
Der Gewinn eines renommierten Musikpreises ist für manch einen der Start einer internationalen Karriere. In Hannover bietet sich bis zum 28. September für 23 junge Geigerinnen und Geiger die Chance dazu beim Internationalen Joseph Joachim Wettbewerb.
Alle drei Jahre richtet die Stiftung Niedersachsen den Wettbewerb aus. Zwei Wochen lang spielen sich die Konkurrent*innen durch mehrere Runden. Am Ende lockt ein Preisgeld von 30.000 Euro. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr stammen aus zehn verschiedenen Ländern, darunter Südkorea, die USA, Österreich - und aus Lübeck.
Es geht um Authentizität und Reife
Alexandra Weissbecker ist 22 Jahre, liebt Nudeln und Meeresfrüchte. Sie hat gerade die Korrespondenz zwischen Tschaikowski und seiner Mäzenin Nadeschda von Meck gelesen. Kymin Park, geboren in Südkorea, beschreibt sich als introvertiert, ruhig und manchmal faul. Die beiden Geiger kann man schon jetzt via Instagram-Video kennenlernen.
Sich persönlich und authentisch zu präsentieren, das ist auch für den Wettbewerb wichtig, sagt Antje Weithaas vom Leitungs-Duo: "Unser Programm ist so, dass sie sich sehr, sehr vielfältig zeigen müssen. Man muss auch den Mut haben, Dinge, die man nicht so gut kann, in Hannover zu präsentieren. Letztendlich geht es um den wirklich erwachsenen Musiker."
Auftragskomposition von Enno Poppe für NDR Radiophilharmonie
Los geht es in den Vorrunden mit einem Solo-Stück, gefolgt von einem Auftritt mit Klavierbegleitung. Ende der Woche wird der Kreis dann auf acht Teilnehmer*innen reduziert, die sich als Teil eines größeren Ensembles sowohl in einem Kammerkonzert mit dem Münchener Kammerorchester sowie bei einem Streichquartett mit Musikern des Kuss Quartetts beweisen müssen.
Am Ende aller Mühen steht für die letzten drei die Aufführung des Auftragswerkes "Feder" mit der NDR Radiophilharmonie, sagt Oliver Wille vom Leitungs-Duo. Komponiert hat es Enno Poppe. "Er ist vielseitig, er ist witzig, er kann wirklich toll für die Instrumente schreiben", beschreibt Oliver Wille die Komposition. "Ich kenne mehrere Streichquartette von ihm und mir fällt auf, dass er dieses schwierige Instrument Quartett so bedienen kann, dass die Instrumente miteinander gut zurechtkommen und Dinge passieren, mit denen man sich identifizieren kann."
Es braucht enormes Selbstbewusstsein
Neben renommierten Geigern wie András Keller vom Keller Quartett und Kathrin Rabus, viele Jahre Konzertmeisterin der NDR Radiophilharmonie, sind auch der Pianist Alexander Lonquich und die Sopranistin Juliane Banse in der Jury. Star-Juror ist Gidon Kremer, der es bisher tunlichst vermieden hat, einer Jury anzugehören.
Doch hier stimmt er in einem Wettbewerb ab, der direkt ins Konzertleben führt. Im Publikum sind Vertreter von 30 Orchestern und Veranstaltern, die den Teilnehmern am Ende Auftritte anbieten werden. Was man dafür mitbringen muss, weiß der Manager der NDR Radiophilharmonie Matthias Ilkenhans: "Man muss ein hohes Selbstbewusstsein haben, um in so einer Situation standzuhalten. Auf einer großen Bühne mit einem Orchester vor 2.000 Leuten zu spielen, dafür muss man gemacht sein. Zudem muss man in der Lage sein, in diesem Moment ganz bei sich zu sein und das, was man empfindet - und kann - in dem Moment auch wirklich zu präsentieren."
Finale mit der NDR Radiophilharmonie
Erleben kann das jeder und jede - nicht nur in den Wettbewerbskonzerten in Hannover. In der Reihe "Zu Gast in Niedersachsen" schwärmen die fünf Geigerinnen und Geiger, die nicht in die letzte Runde kommen, am 26. September ins Land aus und spielen etwa im Schloss Gödens in Sande, in der Kirche St. Bartholomäus in Neuenkirchen sowie im Museum Schloss Fürstenberg. Am 28. September wird dann im NDR Konzerthaus in Hannover, nach dem Finale zusammen mit der NDR Radiophilharmonie, der oder die Gewinnerin des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs gekürt. Die NDR Radiophilharmonie überträgt das Konzert im Video-Livestream.