Dynamisches Zusammenspiel - das Trio Marvin
Das Trio Marvin zählt zu den führenden Kammermusikensembles in Deutschland. Woher der Name kommt und warum sein Debüt-Album plötzlich ganz aktuell ist, erzählt das Trio im Interview.
Zum zweiten Mal sind die Geigerin Marina Grauman, der Cellist Marius Urba und der Pianist Dasol Kim bei NDR Kultur zu Gast. Das Trio Marvin, das beim Artemis Quartett studiert hat, überzeugte durch künstlerische Authentizität und Liebe zum Detail auch schon die Jurys großer Wettbewerbe: Die Formation war bereits "Grand Prize"-Gewinner des weltgrößten Kammermusik-Wettbewerbs "Melbourne International Chamber Music Competition" in Australien. Weitere Preise gab es unter anderem beim ARD-Musikwettbewerb in München sowie beim Internationalen Kammermusik-Wettbewerb "Franz Schubert und die Musik der Moderne" in Graz. Dabei ist Kammermusik nur ein künstlerisches Betätigungsfeld der Triomitglieder.
Marina Grauman ist Erste Konzertmeisterin des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Marius Urba Erster Solocellist der Bamberger Symphoniker. Zusammen mit dem Pianisten und Kämmerling-Schüler Dasol Kim haben sie bei NDR Kultur Werke von Antonín Dvořák, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy und Fritz Kreisler aufgeführt. Einen Ausschnitt aus dem Interview, lest ihr hier.
Woher kommt eigentlich der Trio-Name Marvin?
Marius Urba: Bei dem Namen muss man ein bisschen weiter vorgreifen. Als wir uns gegründet haben, haben wir uns überlegt, was könnten unsere Persönlichkeiten und das ganze Trio präsentieren? Einen Namen zu finden ist nicht einfach, sei es für ein Kind, was geboren wird, oder in unserem Fall für ein Trio. Kurzum sind das einfach die Kombinationen unserer Vornamen. Man muss dazu sagen, dass die Pianistin damals, die im Gründungstrio war, Vita heißt. Dadurch ergibt sich aus allen Buchstaben die Kombination Marvin: Marina, Marius und Vita.
Solch eine Kombination zeugt von einem Riesenvertrauen, dass die Formation über Jahre und Jahrzehnte hinweg bestehen bleibt. Und dann kommt Dasol zu eurem Trio. Müsste man den Namen dann nicht ändern?
Urba: Ich glaube, einen Namen kann man nicht ändern.
Die Besetzung mit Streichern und Klavier hat für viele Menschen einen ganz besonderen Reiz. Sie ist für meine Ohren manchmal sogar oft ausgewogener, als zum Beispiel eine Streichquartettbesetzung. Weil noch diese Dimension des Tasteninstruments ganz neue Klangräume eröffnet und für eine besondere Grundierung sorgt. Die Besetzung ist zwar kleiner, die Ausdrucksmöglichkeit aber größer, sagen viele.
Urba: Ich glaube, es lebt vor allem von diesen Gegensätzen. Das Klavier kann mit der Bandbreite, im Vergleich zur Geige und dem Cello, viel mehr Harmoniegefühl reinbringen. Was das Paradoxe daran ist, dass das trotzdem einen homogenen Klang erzeugen kann, obwohl die Instrumente so unterschiedlich sind. Das ist das, was uns fasziniert: Nicht nur an der Homogenität zu arbeiten, was ein Streichquartett insgesamt schon besser kann als ein Klaviertrio, sondern auch an den Kontrasten zu arbeiten. Das ist das, was die Arbeit so interessant macht.
Nun ist in der Zwischenzeit viel passiert und euer Debüt-Album "Echoes of war" hallt immer noch nach und jetzt sogar aktueller denn je. Marina und Marius, ihr beide sprecht in den Proben Russisch miteinander. Aber über Russland zu sprechen, wird euch in diesen Zeiten sicher nicht immer leicht gemacht. Habt ihr manchmal das Gefühl, pauschal ins Unrecht gesetzt zu werden oder euch rechtfertigen zu müssen, wenn es um Russland geht?
Marina Grauman: Ich zucke immer zusammen, wenn man mich fragt, woher ich komme. Weil ich weiß, dass die nächste Frage sein wird: 'Was denkst du denn darüber?' In dieser Frage spüre ich ein bisschen Negativität und da finde ich, sollte man sich für rechtfertigen. Mir tut sehr leid, was passiert. Damals, als wir den Namen für die Debüt-CD "Echoes of war" ausgesucht haben, hatte keiner von uns einen blassen Schimmer, was da passieren wird.
Auf der Debüt-CD sind Werke von Komponisten wie Weinberg und Schostakowitsch. Komponisten, die durch Kriegserfahrungen sehr in ihrer künstlerischen Arbeit geprägt worden sind.
Urba: Es geht dabei um den Zweiten Weltkrieg. Uns war damals nicht klar, wie aktuell dieser Titel in wenigen Jahren sein könnte. Vieles aus dieser Thematik, vor allem von den beiden Komponisten Weinberg und Schostakowitsch, trifft auch heute noch zu.
Das Gespräch führte Philipp Cavert.