CD-Cover: Thomas Dunford und Théotime Langlois de Swarte - The Mad Lover © harmonia mundi

CD der Woche: "The Mad Lover" - Ein geglücktes Solo-Debüt

Stand: 08.01.2021 16:17 Uhr

Auf seiner ersten Solo-CD mit dem Titel "The Mad Lover" wird der französische Geiger Théotime Langlois de Swarte von dem Lautenisten Thomas Dunford begleitet.

von Raliza Nikolov

Manchmal kann sich an einem kurzen Stückchen Musik die Fantasie eines Künstlers entzünden, die Neugier geweckt sein, die Begeisterung, sich in eine Epoche zu vertiefen. So erging es Théotime Langlois de Swarte: Er hörte einen "Ground" von John Eccles und war so beeindruckt, dass er sich in das Repertoire der Sonaten, Suiten, Fantasien aus dem England des 17. Jahrhunderts vergraben hat.

Eine eigentümliche Welt

Im "Ground" wird eine schlichte Bass-Formel wiederholt, immer und immer wieder. Der Ostinato-Bass bietet ein verlässliches Fundament für die Oberstimme, die sich frei darüber entfaltet. Diese kleine Komposition des bedeutenden englischen Hofkomponisten John Eccles aus seiner Bühnenmusik zu "The Mad Lover" zieht uns sofort hinein in eine eigentümliche Welt: zurückgezogen, genügsam, melancholisch, erhebend - wenn plötzlich doch die Sonne hervorblitzt.

Der Geiger Théotime Langlois de Swarte und der Lautenist Thomas Dunford wissen die eigentlich so einfachen Wechsel zwischen Moll und Dur ergreifend und sinnlich zu modellieren. "The Mad Lover", das könnte auch ein umherwandernder Geiger sein, sagt Théotime Langlois de Swarte: ein Geiger aus der Zeit Charles II., ein Musiker, der zusammen mit einem Lautenspieler umherstreift und den Menschen um sie herum kleine Stücke vorspielt. Stücke, die wohlvertraut sind, wie die Variationen über "La Folia" von Nicola Matteis.

Stille Kammer statt große Opernbühne

"The Mad Lover", "der verrückte, irrwitzige, wütende, tobende Liebhaber" - darunter könnte man sich auch ganz etwas anderes vorstellen. Doch diese beiden Musiker zeigen auf einfühlsame Weise, was geschieht, wenn wir uns nicht auf der großen Opernbühne wiederfinden, mit Rachegedanken, sondern in der stillen Kammer, sehnend, wenn die Liebe nicht erwidert wird. Die Melancholie ist im England des späten 17. Jahrhunderts und zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein schillernder Begriff, Verlust- und Sehnsuchtsgefühle liegen nah beieinander. Wer sich auf diese intime Form des Duos einlassen mag, wird die virtuosen, freudigen Momente besonders genießen.

Théotime Langlois de Swarte ist Mitglied verschiedener Barockensembles, darunter Les Arts Florissants. "The Mad Lover" ist seine erste Solo-CD. Mit dem Lautenisten Thomas Dunford verbindet ihn langjähriges gemeinsames Forschen und Improvisieren. Das Ergebnis ist geglückt!

The Mad Lover

Label:
harmonia mundi

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue CDs | 10.01.2021 | 15:20 Uhr

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Klassik

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