CD der Woche: Benjamin Grosvenor spielt Schumann und Brahms
Kenner und Liebhaber schätzen den britischen Pianisten Benjamin Grosvenor als einen der charismatischsten Künstler der jüngeren Generation. Auch sein bereits siebtes Album ist durchweg überzeugend.
Wenn Benjamin Grosvenor romantische Musik spielt, könnte man denken, er wäre in einem anderen Zeitalter geboren. So sehr taucht er in die Welt des jeweiligen Komponisten oder der Komponistin ein. Unglaublich warm und rund ist Grosvenors Klavierton. Wie selbstverständlich lässt er Melodien sich entwickeln, ganz zart spielt er dazu die Begleitung in höherer Lage. Wird es virtuos, verliert Benjamin Grosvenor nicht die Balance.
Technisch ist der Pianist von der britischen Insel schlicht souverän. Bei heiklen Passagen nimmt man nicht die winzigste Anstrengung wahr. Im Gegenteil, der Anschlag bleibt immer glasklar, vor allem nobel, nie wird etwas zu scharf oder zu laut, jedes einzelne Motiv ist charakteristisch profiliert.
Überzeugende Zusammenstellung
Robert Schumann war ein unruhiger Geist, gerade in seinem Klavierzyklus "Kreisleriana" gibt es einen ständigen Wechsel von aufgeregten und ruhigen, poetischen Abschnitten. Die Inspiration kam von dem gleichnamigen Buch von E.T.A. Hoffmann mit Geschichten über den exzentrischen Musiker Johannes Kreisler. Benjamin Grosvenor tariert das mit viel Gespür aus, er wirft sich mit Lust in die Virtuosität, er lässt die Melodien singen, macht Strukturen klar, und sein Klavierton behält immer Wärme und Noblesse.
Auch die Zusammenstellung der Werke ist überzeugend. Auf die gewichtige "Kreisleriana" folgen vier lyrische Klavierstücke von Robert Schumann, dann Variationen von Clara Schumann und drei Intermezzi von Brahms. Robert und Clara Schumann waren Mentoren und Freunde von Brahms. Clara Schumann hat in ihren Variationen ein Thema von Robert verarbeitet. Da geht es pianistisch anspruchsvoll zur Sache.
Am Schluss zeigen die drei Intermezzi Op. 117 von Brahms noch einmal, mit welch einer fantastischen inneren Ruhe sich Benjamin Grosvenor den Werken nähert. Er kann die Musik einfach fließen lassen.
Benjamin Grosvenors brillante Technik
Benjamin Grosvenor hat sich sehr genau mit der Musik auseinandergesetzt, er hat sie wirklich durchdrungen. Er atmet und scheint beim Spielen zu singen. Seine technische Qualität ermöglicht ihm jede Ausdrucksnuance, und wie er die Poesie bei Brahms und Schumann den virtuosen Passagen gegenüberstellt, ist wirklich gekonnt. Diese Aufnahme zählt für mich zu den Highlights der CD-Veröffentlichungen der letzten Zeit.
Schumann & Brahms
- Genre:
- Klassik
- Label:
- Decca