Bruckner Fünf: Neue Bearbeitung für Orgel in Hannover
Im diesjährigen Bruckner-Jahr erklingen viele Bearbeitungen seiner Sinfonien. Nun gibt es eine Welt-Uraufführung einer neuen Bearbeitung für Orgel seiner 5. Sinfonie - zu hören in St. Augustinus in Hannover am 4. September.
Die 5. Sinfonie von Anton Bruckner ist ein monumentales Werk für großes Orchester. Die Aufführung dauert etwa 80 Minuten. Das auf die Orgel zu übertragen ist gar nicht so leicht. Der Organist Alexander Kuhlo probiert noch aus, wie er die Orchesterklänge von Bruckner auf der Orgel gestalten kann. "'Das Problem' ist, dass ich hier die Möglichkeiten habe, 128 Klangkombinationen auszuwählen und zu speichern", erklärt der Organist. "Bei meiner Einregistrierung des ersten Satzes von vier Sätzen, habe ich jetzt die Hälfte dieser Registrierung schon verarbeitet. Das heißt, mir bleiben für die drei anderen Sätze noch genau 64 Klangkombinationen."
Mit der Registrierung legt Alexander Kuhlo fest, welche Orgelregister in welchen Takten gezogen werden, um der Interpretation die richtige Farbe zu verleihen. Damit er im Konzert die Register nicht dauernd selber ziehen muss, kann er sie in der Orgel - wie an einem Mischpult - abspeichern. Weil er mehr als die 128 Speicheroptionen für die Bruckner-Sinfonie braucht, hat er für das Konzert einen Registranten, der im entscheidenden Moment die richtigen Register einstellt.
Bruckners 5. Sinfonie: Polyphone Verläufe auf der Orgel
"Diese ständigen Registrierwechsel, die quasi auch die Instrumentierung der Sinfonie abbilden, die sind eben typisch dafür, dass es sich hier um ein sinfonisches Werk handelt, das auf die Orgel transkribiert wird", beschreibt der Musiker die Bearbeitung. "Deshalb hat man dann mit vielen Registrierwechseln auch versucht, die Instrumentierung nachzubilden."
Das ist auch das Besondere an der Orgelfassung der Bruckner-Sinfonie von Eberhard Klotz, erklärt Alexander Kuhlo: "Herr Klotz hat bei seiner Bearbeitung auf die Genauigkeit der Stimmführung geachtet. Also andere Bearbeitungen vereinfachen an vielen Stellen und fassen dann harmonisch zusammen oder lassen polyphone Verläufe unberücksichtigt. Und das ist in dieser Fassung nicht so."
Linien verschmelzen zu einem großen Klangkosmos
Für Alexander Kuhlo ist diese Sinfonie das Herzstück von Bruckners sinfonischem Schaffen. Der Komponist war selbst auch Organist. Das merke man an den Klangfarben der Sinfonie und einigen Brüchen, die manchmal entstünden, als hätte jemand die Manuale gewechselt, so Kuhlo.
Bruckner war ein Meister des Kontrapunkts, also der vielen unabhängigen Einzelstimmen, die zusammen ein großes harmonisches Gesamtgefüge ergeben, wie in der Orgelbearbeitung sehr gut zu hören ist, wie der Organist beschreibt: "Alle Linien laufen so parallel und verschmelzen zu einem großen Klangkosmos. Ich glaube, das kann die Orgel wunderbar, weil die Pfeifen, die sind einfach aufeinander abgestimmt. Das muss ein Orchester ja dann im besten Fall auch immer ganz neu leisten. Ich glaube, das ist der Vorteil, wenn man Bruckner auf der Orgel versucht zu spielen."