Bernd Redmann: Der neue Präsident an der Musikhochschule Lübeck
Bernd Redmann ist im Juli zum neuen Präsidenten der Musikhochschule Lübeck (MHL) gewählt worden. Nun hat der in Bamberg geborene Komponist, Musikwissenschaftler und Musiktheoretiker seinen Dienst dort angetreten.
Acht Jahre war er Präsident der Hochschule für Musik und Theater München und hat das Institut nach den Missbrauchsskandalen seines Vorgängers neu ausgerichtet, ein Career Center und ein Digital Arts Center gegründet und das Paul-Ben-Haim-Forschungszentrum für jüdische Musik und NS-verfolgte Musikschaffende ins Leben gerufen. Auch in Lübeck will Bernd Redmann viel bewegen. Er hat schon seit Langem ein Auge auf die Hansestadt an der Obertrave geworfen.
Persönlicher Bezug zu Lübeck
"Zu Lübeck habe ich schon seit den 90er-Jahren einen persönlichen Bezug", verrät er. "Meine Schwester hat Gesang hier studiert und da bin ich oft gewesen. Die Stadt hat mich immer schon magisch angezogen und auch der Norden. Das ist ja so das Kontrastprogramm zum Süden, und das möchte ich jetzt einmal ausprobieren."
Den neuen Direktor erwarten drängende Probleme
Dabei hat er nicht viel Zeit zum Ausprobieren. Drängende Probleme und Herausforderungen warten auf den 58-Jährigen, die es schnell anzupacken gilt. Allen voran: die Raumnot. "Die Raumnot ist wirklich ein ganz großes Thema hier. Qualitätvolle Musikausbildung braucht einfach gute Räume zum Üben und zum Lehren", stellt Redmann fest. "Es gibt ja auch durch Innovationen und durch Entwicklungen Bedarf an neuen Räumen, die man auch experimentell bespielen kann. All das braucht die Musikhochschule Lübeck, und da müssen in den nächsten Jahren gute Lösungen her."
Gute Lösungen, um den guten Ruf der einzigen Musikhochschule in Schleswig-Holstein zu bewahren: "Erstens geht es darum, den Leuchtturm der künstlerischen Ausbildung hier in Lübeck auch gut in die Zukunft zu bringen und zu erhalten. Das hört sich jetzt wenig ambitioniert an, ist aber schwierig genug."
Redmann will Bestand wahren und innovative Dinge anschieben
Den Bestand zu wahren und neue, innovative Dinge anzuschieben, das sieht Bernd Redmann als seine Aufgabe an. Dabei hat die Digitalisierung für ihn eine hohe Priorität. "Das ist ein Bereich, der mich auch persönlich sehr interessiert", sagt er. "Digitale Kunstformen zu entwickeln und die mit den analogen Kunstformen zu verzahnen. Nach Corona ist das eine der besten Antworten, dass MusikerInnen ihr Fach auch vom Künstlerischen ausgehend als Forschungsfach verstehen, um einfach ihre Themen und Inhalte zu erweitern und zu verbreitern."
"Das Interdisziplinäre muss man sich von außen holen"
Es gibt noch weitere Projekte, die Bernd Redmann vorantreiben möchte: "Zum Beispiel die Einführung eines Grundschullehramtsstudiengangs - also eines Bachelors und Masters, der Richtung Grundschule dann führt." Die vor einem Jahr eingeführte neue Professur für Musizierende-Gesundheit soll ausgebaut werden, neue Publikumskreise sollen gewonnen werden, zwei der zahlreichen Projekte, die die Musikhochschule nicht allein bewältigen kann. Dazu braucht sie Partner. "Die MHL ist eine kleine Hochschule. Da ist alles sehr konzentriert. Und das Interdisziplinäre muss man sich dann von außen holen. Auch zum Beispiel mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival die Zusammenarbeit zu vertiefen, das wäre schön."
Liebhaber spanischer Literatur
Bernd Redmann hat sich als neuer Präsident der Lübecker Musikhochschule viel vorgenommen. In der wenigen Zeit, die ihm für persönliche Dinge bleibt, nimmt er meist ein Buch zur Hand. "Ich lese sehr gerne spanischsprachige Literatur", sagt der 58-Jährige. "Das ist das, womit ich meine grauen Zellen so ein bisschen am Laufen halte. Spanisch liegt mir besonders und das macht mir Spaß."