Bach mit Beats: Die Klangwelten des Levi Schechtmann
Bekannte klassische Klavierstücke mit Hip-Hop- und elektronischen Beats zu unterlegen - die Idee kam Levi Schechtmann auf dem Weg zur Hamburger Musikhochschule. Das hat ihn weltweit bekannt gemacht.
Levi Schechtmann setzte sich an die Tasten und drehte ein Video, das er auf verschiedenen Internetplattformen hochlud. Der Erfolg war überwältigend: So schnell begeistert man weltweit ein Millionenpublikum! Mit seinen Neuinterpretationen von Bach, Liszt und Chopin bringt Levi nicht nur junge Menschen zum Staunen, sondern auch eingefleischte Klassikfans.
Vom Hobbyproduzenten zum Sound-Designer
Seit er sieben Jahre alt ist, spielt Levi Klavier. Als Teenager entdeckte er seine Leidenschaft für elektronische Musik: "Hip-Hop, generell elektronische Musik, war immer ein wichtiger Teil meines Lebens." Schon früh experimentierte er mit Hip-Hop-Tracks am Computer. Mittlerweile hat sich seine Ausstattung deutlich erweitert. Die elektronische Begleitung seiner Stücke entwirft er selbst. Sein Ziel ist es dabei, jüngeren Menschen die Klassik und älteren Zuhörern den Hip-Hop näherzubringen. "Bevor ich dieses Genre auf die Bühne brachte, hatte ich gedacht, dass es wirklich nur bei der jüngeren Generation Anklang findet. Heute kann ich aber zum Glück sagen, dass sich auch ein konservatives, älteres Publikum im Laufe der Konzerte öffnet."
Verfolgt man die Kommentare unter seinen Videos auf Instagram, wird deutlich: Levi schafft es, musikalische Brücken in beide Richtungen zu schlagen. Live erlebt er diesen Effekt ebenfalls immer wieder: "Auch junge Menschen, die bislang nichts mit klassischer Musik zu tun hatten, entwickeln nach meinen Konzerten ein Interesse dafür."
Social Media als Sprungbrett
Heute folgen ihm mehr als eine halbe Million Menschen auf Instagram, seine Videos werden millionenfach geklickt. Seine "Variations on Chopin" erreichten in einem Jahr anderthalb Millionen Klicks auf YouTube. Auch von der Hochschule erhält er Rückenwind. Seine Professorin Anna Vinnitskaya im Hauptfach Klavier unterstützt ihn: "Ich bin Anna sehr dankbar, dass sie mir entgegenkommt und mich auch supportet", sagt Levi.
Die Verbindung von Klassik und Hip-Hop ist für ihn nicht bloße Spielerei, sondern Ausdruck seines musikalischen Verständnisses. "Die Idee, klassische Musik mit Hip-Hop zu vermischen, entstand sehr spontan. Eines Tages bin ich in den Übungsraum gekommen, die Stöpsel noch im Ohr, auf denen ein bekannter Track von Eminem lief. Darauf habe ich improvisiert und dann eine Chopin-Etüde darauf gespielt! Das habe ich veröffentlicht."
Klassik trifft auf Hip-Hop: Ein bewährtes Konzept
In der Musikwelt ist der Mix aus Klassik und Hip-Hop nicht neu. Rap lebt vom Sampling, von der Wiederverwertung bestehender Klänge. Viele US-Rapper bedienen sich europäischer Klassik-Klänge, um ihre Texte atmosphärisch zu untermalen. Auch die Stuttgarter Rap-Veteranen Die Fantastischen Vier traten mit dem Minsker Bolschoi-Orchester auf, um ihren "Spießer" tonal aufleben zu lassen. Und der frisch gekürte Grammy-Preisträger Kendrick Lamar verband seine sozialkritischen Texte einst mit einem klassischen Ensemble aus Washington.
Doch Levi Schechtmann dreht den Spieß um: Er setzt klassische Musik in den Mittelpunkt und ergänzt sie mit den Beats einer modernen Musikwelt, die zum Mitwippen einladen. Durch die elektronischen Untermalungen erscheinen die Klavierstücke in einem anderen Licht.
Levi Schechtmann zu Gast bei NDR Kultur EXTRA
Als Künstler stellt er sich immer wieder die Frage: "Was brauche ich an Mitteln, um das, was ich zu erzählen habe, was ich fühle, auszudrücken? Und bei mir ist es nun mal die klassische Musik und Hip-Hop, so wie es bei anderen vielleicht Pop und Heavy Metal ist." Dieser Ansatz macht ihn zu einem authentischen Musiker, der mit Leidenschaft beide Genres vereint und gekonnt kombiniert. So gelingt es ihm, die Tradition der Klassik in die Gegenwart zu transportieren - und sowohl junge Streaming-Fans als auch erfahrene Konzertbesucher mitzureißen.
Am 5. Februar gibt er bei NDR Kultur EXTRA eine Kostprobe seines Repertoires. Das Konzert ist live von 13:00 bis 14:00 Uhr bei NDR Kultur im Radio zu hören. Die gesamte Sendung gibt es auch im Anschluss in der ARD Mediathek.