Bach Choir of Bethlehem präsentiert Bachs Matthäus-Passion
Der Bach Choir of Bethlehem präsentiert zusammen mit dem Bach Festival Orchestra unter der Leitung von Christopher Jackson eine klanglich äußerst romantische Version von Bachs Matthäus-Passion.
Das längste Werk von Johann Sebastian Bach ist vor Ostern wieder vielerorts zu hören: die Matthäus-Passion. Dass der Koloss heute beliebter ist als zu Bachs Zeiten, liegt an Mendelssohn. Der hat die Passion rund 100 Jahre nach ihrer Uraufführung aus dem Dornröschenschlaf geholt und leicht bearbeitet. Eine neue Aufnahme zeigt nun erstmals, wie die Mendelssohn-Fassung im Lichte ihrer Zeit geklungen hat.
An damals moderne Instrumente angepasst
Schleppend der Beginn, fast wie damals bei Karl Richter. Was haben wir hier? Die Matthäus-Passion als romantisches Oratorium - das macht heute keiner mehr. Aber das hat man früher nur so gemacht. Es ist die Fassung jenes Komponisten, dem wir die Wiederentdeckung Bachs verdanken. Zu Felix Mendelssohn-Bartholdys Zeiten war Johann Sebastian Bach nämlich fast vergessen.
Unter der Leitung von Christopher Jackson singt hier der Bach Choir of Bethlehem, nicht der Geburtsort Jesu, sondern Bethlehem in Pennsylvania. Zu seinem 125-jährigen Jubiläum hat der älteste Bach-Chor der USA ein Geschenk bekommen. Die Amateursängerinnen und -sänger durften mit dem Bach Festival Orchestra die erste Aufnahme nach der neuen Bärenreiter-Edition einspielen. Das heißt: mit sämtlichen Eingriffen Mendelssohns in die Matthäus-Passion - zum Beispiel einem Hammerklavier.
Von einem solchen aus hat der 20-jährige Mendelssohn die Aufführung geleitet. Cembali waren damals längst ebenso ausrangiert worden wie die "Oboe da caccia". Mendelsohn entschied sich für Klarinetten, gut zu hören im Alt-Rezitativ "Ach Golgatha".
Romantisch, opernhaft
Luthien Brackett klingt hier allerdings wie in einer Wagner-Oper. In diesem Fall mal gut, dass Mendelssohn die Arien zugunsten der Chorpassagen gekürzt hat. Sein Enkel war es, der diese Ausgabe der Bodleian Library in Oxford vermacht hat. Erst vor vier Monaten ist die vollständige Rekonstruktion durch den Musikwissenschaftler Malcolm Bruno erschienen.
Groß besetzt wie der Chor: auch das Sinfonieorchester. Es begleitet in den Secco-Rezitativen. Ein bisschen nach "Freischütz" klingt das, auch wenn die historische Aufführungspraxis "Romantizismen" längst nicht mehr verpönt. Es hat alles doch eine recht weltliche Anmutung.
Aufrütteln der Hörgewohnheiten oder schon zu viel des Guten?
Bachs Musik, heißt es immer, sei durch kaum etwas kaputtzukriegen. Das stimmt auch dieses Mal. Doch die Innigkeit, das Mysterium kommt sicher vielen zu kurz - hat doch gerade zu Hochfesten Liebgewonnenes seinen berechtigten Stellenwert! Liegt es nicht aber auch an meinen Hörgewohnheiten, wenn ich finde: Weniger ist mehr? Allein schon in ihrer Umfänglichkeit ist diese etwas irritierende Fassung eine Sensation und deshalb mein Album der Woche. Jetzt muss nur noch ein Ensemble kommen, das das noch besser und würdiger einspielt. Freiwillige vor!
Bachs Matthäus-Passion in der Bearbeitung von Felix Mendelssohn mit dem Bach Choir of Bethlehem und dem Bach Festival Orchestra unter der Leitung von Christopher Jackson. Als Doppel-CD am Freitag erschienen beim Label Analekta.
Bach: Matthäus-Passion (in der Bearbeitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy)
- Genre:
- Barock
- Zusatzinfo:
- Bach Coir of Bethlehem und das Bach Festival Orchestra unter der Leitung von Christopher Jackson
- Label:
- Analekta