Andrew Manze: "Ich hoffe, ich habe sie nicht verhunzt!"
Neun Jahre ist es her, dass Andrew Manze bei den "Hannover Proms" seinen Einstand gefeiert hat. Nach mehr als 300 Konzerten verabschiedete sich der Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie nun von seinem Posten.
Er ist ein absoluter Publikumsliebling. Das war er schon vom ersten Moment an. Anfangs hatte Andrew Manze befürchtet, es könnte länger dauern in Hannover anzukommen, erzählt er, aber: "Es passierte schon in der ersten Woche. Ich konnte es nicht glauben. Das Publikum war sofort sehr freundlich und hat mich willkommen geheißen."
Große Verdienste um die NDR Radiophilharmonie
Der Kontakt zum Publikum wird eines seiner Markenzeichen. Vor allem aber zeichnet sich der Dirigent durch eine feinfühlige musikalische Arbeit aus, die sich im Klang des Orchesters widerspiegelt. Zum Beispiel bei seiner Einspielung von Mendelssohn-Sinfonien, die prompt mit dem Jahrespreis des Preises der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wird.
Wichtiges in Deutschland dazugelernt
Seine Verdienste sind vielfältig: Der umtriebige Brite etabliert die "Hannover Proms" als Saisonauftakt bei der NDR Radiophilharmonie. Für Beethoven und Brahms richtet er jeweils ein ganzes Festival in deren Jubiläumsjahren aus. Dabei erobert er selbst neues Repertoire und lernt immer wieder dazu: "Wir haben viel Zeit mit Beethoven und Brahms verbracht, weil wir auch zwei Festivals für beide Komponisten hatten. Und jedes Jahr haben wir Musik von ihnen gemacht. Mein Verständnis dieser beiden Komponisten ist jetzt viel, viel tiefergehend. Auch dadurch, in Deutschland zu sein. Man merkt, dass die Orchestermusiker hier ein Gespür für diese Musik haben", sagt der Dirigent.
Orchester wächst über sich hinaus
Manze liebt musikalische Großprojekte mit vielen Beteiligten - auch mal mit mehreren Chören gleichzeitig. Besonderer Höhepunkt: das War Requiem von Benjamin Britten, gemeinsam aufgeführt mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra 2018.
Der Manager des Orchesters, Matthias Ilkenhans, ist stolz: "Das Orchester hat mit Sicherheit künstlerisch nochmal einen großen Sprung gemacht. Wir hatten gleichzeitig einen Verjüngungsprozess im Orchester. Seit er angefangen hat, sind ungefähr 60 Prozent der Musiker*innen neu. Nicht immer spielen die jüngeren besser als die älteren, aber trotzdem ist jetzt ein großer Spirit und eine Aufbruchstimmung da, die er mit seiner Art wirklich perfekt genutzt und zu großer künstlerischer Leistung geführt hat."
Norddeutschland war sein größtes Highlight
Unter dem Orchester-Leiter hat die NDR Radiophilharmonie zum ersten Mal bei den renommierten BBC Proms in London vor mehr als 5.000 Menschen gespielt. Außerdem sind die Musiker gern gesehene Gäste im In- und Ausland. Tourneen führten sie nach China, Japan und Österreich. Man könnte denken, dass gerade das die besonderen Erlebnisse für den Chefdirigenten sind, aber: "Einer meiner absoluten Höhepunkte war, durch Norddeutschland zu reisen, an Orte, wo alle glücklich waren, dass wir kommen und Musik machen. Und das Orchester hat immer, immer großartig gespielt!", schwärmt Andrew Manze.
Andrew Manze: Immer mit britischem Humor
Bei allem bringt er stets eine Prise britischen Humor mit. Kurz vor seinem Abschied hofft er, das Orchester nicht zu sehr verhunzt zu haben und es in gutem Zustand zu hinterlassen.