Album der Woche: Zeitreise durch die französische Flöten-Musik
Auf ihrem neuen Album spielt die Flötistin Mathilde Calderini französische Kammermusik, die Frauen entweder komponiert oder inspiriert haben, Werke vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
Samten und rund ist der Flötenton von Mathilde Calderini. Das packt sofort und geht in die Tiefe. Der weiten Melodie am Anfang von Cécile Chaminades Concertino für Flöte und Klavier verleiht die Flötistin anhaltende Intensität, und dann geht es lustvoll in die virtuosen Abschnitte. Ton-Perlen reiht Mathilde Calderini leicht und quirlig aneinander.
Nur ein Jahr jünger als Cécile Chaminade ist ihre Kollegin Mel Bonis, Jahrgang 1858. Bei beiden vermittelt sich die romantische Prägung. Aber Mel Bonis hat sich schon gelegentlich in modernere Klangregionen vorgetastet, zum Schillernden des Impressionismus beispielsweise, wo die Harmonien sich aufzulösen scheinen.
Porträts von Frauen - magisch interpretiert
Mathilde Calderini stellt Cécile Chaminade und Mel Bonis Stücke von Debussy gegenüber, bei denen Frauen musikalisch porträtiert werden: darunter das berühmte Solo-Stück "Syrinx" über die gleichnamige Nymphe und zwei gelungene Arrangements. Eines sind die "Sechs antiken Epigraphen": Porträts von Frauen, die sich auf eine Gedichtsammlung beziehen. Geheimnisvoll und magisch lassen Mathilde Calderini und ihr nuancenreicher Klavierpartner Aurèle Marthan diese fast exotistische Tonwelt schillern, zum Beispiel bei "Für die Ägypterin".
Verschnörkelte Melodiewendungen beschwören Orient und Zauber. Ganz anders die Musik von Claude Arrieu, die eigentlich Louise-Marie Simon heißt, eine Zeitgenossin von Francis Poulenc. Da gibt es neoklassische Aspekte in ihrer "Sonatine für Flöte und Klavier".
Heiter, verspielt komponiert Claude Arrieu. Das Verspielte kann man in allen Stücken des Albums wahrnehmen, in den rankenartigen Linien bei Debussy oder den weiten Bögen bei Cécile Chaminade, und auch in "Miroirs", Spiegel, von der 1993 geborenen Komponistin Lise Borel. Eine Melodie wird zuerst allein angestimmt, wandert von der Flöte in eine Hand des Klaviers, dann in beide, und wird in einen erregten Kontext eingebettet. Emotionen werden immer wieder anders gespiegelt.
"Avec Elles": Ein Muss für Flöten-Fans
Das Album "Avec Elles" ist eine faszinierende Zeitreise durch die französische Flöten-Musik, Mathilde Calderinis weicher, klarer Ton spricht die Sinne an, ihre Farben und Virtuosität begeistern. Für Flöten-Fans: ein Muss.
Avec Elles
- Zusatzinfo:
- Werke von Cécile Chaminade, Mel Bonis, Claude Arrieu, Lise Borel, Claude Debussy, Francis Poulenc Mathilde Calderini, Flöte; Aurèle Marthan, Klavier
- Label:
- Alpha Classics