Sandra Hempel: Gitarristin der NDR Bigband und Bandleaderin
Die Gitarristin der NDR Bigband kommt mit ihrer "Very small Band" ins EXTRA-Studio. Das ungewöhnlich besetzte Trio präsentiert überwiegend eigene Kompositionen von Sandra Hempel. Sie ist seit 2017 als erste Frau festes Ensemblemitglied in der NDR Bigband.
Vor zwei Jahren gab es bereits ein Konzert der "Small Band", jetzt hat Sandra Hempel die Besetzung nochmal reduziert: Die Gitarristin der NDR Bigband kommt mit ihrer "Very small Band" ins EXTRA-Studio. Mit dabei sind ihre Kollegen Klaus Heidenreich an der Posaune und Ingmar Heller am Kontrabass. Die beiden spielen schon seit mehr als zehn Jahren in der NDR Bigband. Das ungewöhnlich besetzte Trio präsentiert bei uns vor allem eigene Kompositionen von Sandra Hempel. Sie ist seit 2017 als erste Frau festes Ensemblemitglied der NDR Bigband. Damals sprachen sich Dirigent und Mitmusiker einstimmig für die Gitarristin aus - eine Besonderheit. Seit 2007 hatte Hempel immer wieder als Gast mit der NDR Bigband gespielt. Bis heute ist sie darüber hinaus als Solistin in der Jazzszene aktiv, tritt in unterschiedlichen Formationen auf und komponiert eigene Stücke.
Der "Road Song" hat etwas von Unterwegssein. Wie ist dieser Song entstanden?
Sandra Hempel: Mit den Titeln ist es ein bisschen schwierig. Ich versuche immer wenn ich was schreibe, mir vorzustellen, was für Bilder ich damit assoziiere, oder ob es mich an irgendetwas erinnert, an irgendein Gefühl. Und bei dem "Road Song" war es so, dass ich den Eindruck hatte, man sitzt in der Bahn und die Landschaften ziehen an einem vorbei. Es hat einen Fluss und es hat was Bewegtes. Irgendwie hat es auch was von "Wir fahren gemeinsam auf eine Ferienfahrt". Deswegen passte für mich "Road Song". Es gibt ein anderes Stück, was auch "Road Song" heißt, da war ich erst ein bisschen vorsichtig, aber als ich festgestellt habe, es gibt tatsächlich nur EINEN anderen "Road Song" und keinen anderen, da dachte ich, einen zweiten verträgt es noch.
"Sandra Hempels very small Band": Eigentlich hättet ihr auch sagen können "Sandra Hempels Trio", aber das hat was damit zu tun, dass es auch schon eine "Small Band" gibt. Wie ist der Bandname entstanden, erst "Small Band" und dann "Very small Band"?
Hempel: Ich fand diese Namensgebung ganz schön mit dem Namen der Initiatorin und der Besetzung. Trio oder Quartett, die gibt es ja sehr oft im Jazz. Manchmal kann das was Beliebiges haben. Ich dachte, es wäre schön, einen kleinen Schmiss im Namen zu haben. Da wir nun aus der Bigband kommen, gefiel mir das kleine, also das small. Da ich aber auch zu Corona-Zeiten ein Konzert mit der "Small Band" gegeben habe, dachte ich, wir sind ja noch kleiner als die "Small Band", also muss es dann die "Very small Band" sein. Bei uns in der NDR Bigband gibt es eine Reihe, in der sich einzelne Musiker in kleinerer Besetzung vorstellen, also die "Small Band".
Ihr spielt im Trio mit Posaune, Kontrabass und Gitarre, ohne Schlagzeug. Es ist kein klassisches Trio, aber wie haltet ihr die Balance zusammen? Und wie entwickelt ihr die?
Klaus Heidenreich: Ich finde es erstmal sehr spannend und schön, dass wir alle in einer Mellow-Frequenz unterwegs sind. Wir haben kein hohes Becken, was mitklingt, oder irgendwelche hohen Stimmen oder ein Sopransaxophon oder Trompete. Deswegen sind wir uns vom Frequenzgang und von der Tonhöhe alle sehr nah. Es gibt eine bestimmte Art von Blending, die man zusammen erzeugt. Und das macht sehr viel Spaß. Blending ist, einen gemeinsamen Klang zu erzeugen, der eine gemeinsame Strahlkraft hat, aber der aus dem Zusammenspiel der drei einzelnen Instrumente einen eigenen Guss ergibt.
Sandra, du warst viel unterwegs und hast in Amsterdam und New York gelebt. Was ist für Dich das Entscheidende am Reisen? Was haben dir diese Reisen gegeben? Du bist ja zurück nach Hamburg gekommen.
Hempel: Es waren mehr die Orte als das Reisen dorthin, weil ich dort dann auch länger war. Das Reisen war mitunter sogar eher das, was etwas stressiger war und mir vielleicht auch gar nicht so gut gefallen hat. Aber das vor Ort sein hat mir sehr gut gefallen. Gerade in New York, und das hatte ich gar nicht erwartet, habe ich mich wahnsinnig zuhause gefühlt. Ich bin gerne an Orten, wenn ich mich da auch zuhause fühle und das war auch der Fall in Amsterdam. Aber ich würde sagen in New York war das fast noch mehr, obwohl das viel weiter weg ist. Ich mochte die Stimmung in der Stadt sehr und auch diese Bewegtheit in der Musikszene, da ist eine wahnsinnige Fluktuation von Musikern, die dort hinkommen und wieder abwandern. Es bewegt sich ständig. Ich weiß nicht, wie ich es jetzt fände, das hat manchmal auch mit einer bestimmten Altersspanne zu tun, aber für mich war das damals genau das Richtige. Es könnte sein, dass mir das jetzt schon wieder viel zu quirlig wäre.
Ich finde es toll zu hören, wie viel Platz jeder von euch hier hat, um sich musikalisch auszutoben. Macht das mehr Spaß, als in der Bigband zu spielen?
Ingmar Heller: Es ist auf jeden Fall anders. Und es ist auch eine schöne, willkommene Abwechslung, weil es sehr transparent ist und man hört endlich mal wirklich jede Feinheit, die man in der Bigband oft nicht hört. Es macht schon sehr viel Spaß in der kleinen Besetzung zu spielen.
Das Gespräch führte Petra Rieß.