Jazzalbum des Monats: "Living Ghosts" von Michael Wollny

Stand: 18.02.2025 13:33 Uhr

Im Frühjahr 2024 entstand der Mitschnitt für Michael Wollnys neues Album "Living Ghosts" mit Schlagzeuger Eric Schaefer und Bassist Tim Lefebvre, das am 28. Februar erscheint.

von Mauretta Heinzelmann

"Stücke auf der Bühne sind wie Erinnerungen an Personen, sie sind eigene Subjekte", sagt Michael Wollny, der das neue Album seines Trios "Living Ghosts" genannt hat: Kompositionen als lebende Geister, die die Musiker im Konzert besuchen und sich in die Musik einmischen. Das Album ist die Aufnahme eines Konzertes im Saarland, in der Ellipse in Illingen im Frühjahr 2024, der Saarländische Rundfunk hat die Sternstunde in hervorragender Qualität mitgeschnitten, ein furioses Werk der drei Musiker, die sich blind verstehen. Sie folgen ihren Ideen, unterstützt durch die Energie des Publikums, überall hin: vom freien Fabulieren bis zum mitreißenden Groove.

Hingabe als Schlüssel

Zeitweise ist dies Tanzmusik, wie es der Jazz ursprünglich auch war. Vielleicht kein Zufall, da Michael Wollny mit einer Tänzerin zusammenlebt. Still zu sitzen fällt Michael Wollny sowieso schwer, aber auf dem Klavierhocker bändigt er sich. Dafür tanzen seine Finger, die wie die Kompositionen Schaefers, Lefebvres und Wollnys ein dynamisches Eigenleben führen. Hingabe ist der Schlüssel für diese faszinierende Musik und die wiederum weist weit über sich hinaus.

"Man kann in der Musik viele gesellschaftliche Fragen oder Spannungsverhältnisse oder Menschliches finden, wenn man genauer hinguckt", sagt Michael Wollny. "Insbesondere in der improvisierten Musik kommen viele Dinge zusammen, die manchmal unterzugehen drohen, wie Intuition oder Vertrauen oder Loslassen oder im Gegenüber Resonanz öffnen oder selbst resonanzfähig sein."

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