Das Lachen des roten Mondes
Wo verbirgt sich der Kern des Jazz in Deutschland? Vielleicht auch bei Hildegard Knef, findet der Pianist Georg Ruby. Das neue Album mit Sängerin Sascha Ley ist der großen Entertainerin gewidmet.
Im Dezember wird der Pianist Georg Ruby 70 Jahre alt. Als Jazz-Student in Köln war er Gründungsmitglied der lokalen "Jazzhaus Initiative", die den Club im "Stadtgarten" zum wichtigsten Jazz-Treffpunkt der Epoche machte. Parallel entstand das Label, das die Mitglieder der Initiative "JazzHausMusik" nannten. In bald 45 Jahren sind über 300 Produktionen veröffentlicht worden.
Ley und Ruby widmen ihr Album Hildegard Knef
Ruby vertritt eine nicht unumstrittene Theorie darüber, was zum Kern vom Jazz in und aus Deutschland gehört, und er lebt diese Theorie auch praktisch aus - indem er sich konzentriert auf die deutschen Komponisten der 20er und 30er Jahre, Friedrich Hollaender, Theo Mackeben oder Werner Richard Heymann, und darüber hinaus nach denen sucht, die das Erbe der Vorkriegs-Generation nach der deutschen Katastrophe neu erforschen halfen. Dazu rechnet er auf dem Album mit der Sängerin Sascha Ley auch Hildegard Knef ; ihr ist das bei "JazzHausmusik" erschienene Album "The Laughter of the Red Moon" gewidmet.
Alte und neue Moderne
Ley, Ruby und als Gast auch der Bassist Stephan Goldbach spannen den Bogen über die Jahrzehnte. Eine Komposition stammt von Kurt Weill, eine von Heymann, eine von Mackeben und Evergreens aus Knefs Songbook sind dann auch dabei: etwa "Für eine Nacht voller Seligkeit" und "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin". Immer wieder führt die Knef-Beschwörung zur Erweiterung der Horizonte - Ruby spielt am Flügel konzentriert und frei um den melodischen Kern herum. Das ist die Vermischung, in der Ruby, der Theoretiker, den Weg des Jazz in Deutschland nachzeichnen will; von den Klassikern des 20er-Jahre-Swing hin zu jener Nachkriegsmoderne, die sich nicht bloß auf die radikale Erneuerung der "Darmstädter Schule" verließ, sondern eben auch die reale Geschichte der Vorkriegszeit als Quelle der Inspiration wahrnehmen wollte.
Einfache Kost? Von wegen
Insofern ist "The Laughter oft the Red Moon", das Lachen des roten Mondes eine Art doppelte Erinnerung: tatsächlich an die Songs, mit denen "die Glocke mit Sprung" (wie Hildegard Knefs Chanson-Stimme charakterisiert wurde) sogar in den Vereinigten Staaten Erfolge feierte, und an die Entwicklungsspuren des Jazz in Deutschland. Keine einfache Kost ist das, aber eine Stunde voller Forschung und Erkenntnis.
"The Laughter of the Red Moon"
- Genre:
- Jazz
- Label:
- JazzHausMusik
- Veröffentlichungsdatum:
- 12.10.2023
- Preis:
- 17,99 €