CD-Cover "Awakening" von Szabolcs Bognárs "Àbáse" © Analogue Foundation & Oshu Records
CD-Cover "Awakening" von Szabolcs Bognárs "Àbáse" © Analogue Foundation & Oshu Records
CD-Cover "Awakening" von Szabolcs Bognárs "Àbáse" © Analogue Foundation & Oshu Records
AUDIO: Play Jazz! - Magazin am Mittwoch (60 Min)

Aus Berlin Richtung Sonne

Stand: 05.07.2024 11:37 Uhr

Die Idee zu "Awakening" war ein Album ohne viel Puzzelei. Alles entsteht live im Studio. Dort entstand eine einzigartige Mischung aus spirituellem Coltrane-Jazz, Afrobeat und ungarischen Folk-Traditionen.

von Ralf Dorschel

CD-Cover "Awakening" von Szabolcs Bognárs "Àbáse" © Analogue Foundation & Oshu Records
AUDIO: Play Jazz! - Magazin am Montag (61 Min)

Fragen kann man ja mal: Wenn sich bei den Sessions so viel dreht um die kosmischen Visionen von Sun Ra - warum nicht einfach dessen Statthalter auf Erden ins Studio einladen? Dachte sich Szabolcs Bognár und lag richtig: Für seine grandiose Jazz-Meditation "Sun is Away" kamen Knoel Scott und Cecil Brooks ins Studio, spielten und sangen und lieferten Bognár den "reinsten und ehrlichsten Moment" auf dem neuen Album seines Projekts "Àbáse".

Für den Ungarn mit Wahlheimat Berlin ist der Kosmos aber nur eine Station - der Keyboarder und Komponist kombiniert den spirituellen Jazz eines John Coltrane mit Afrobeats und Folk-Traditionen seiner Heimat - nicht automatisch ein naheliegender Mix, aber das pure Vergnügen, wenn's gut geht. Dieses "Awakening" geht sogar ausgesprochen gut - ein paar kreative Brüche bereichern das ansonsten erstaunlich schlüssige Konzept.

Überhaupt Coltrane: Intensives Studium der Klassiker von Coltranes großem 1960er-Jahre-Quartett war der muskalische Anstoß für "Awakening". Das Ziel: Ganz im Gegensatz zur monatelangen Studio-Puzzelei beim Vorgänger "Laroyé" sollte diesmal alles live im Studio entstehen: "Ich wollte einfach spielen, den Moment einfangen und so wenig wie möglich nachbearbeiten", so Bognár über die Idee hinter dem neuen Album.

Star-Gäste aus dem Sun Ra Arkestra

Die Sessions liefen mit einer bunten Truppe: Dazu gehören der österreichische Drummer Ziggy Zeitgeist, der sich den Jazz gern tanzbar einrichtet. Bognárs Landsfrau, die Flötistin Fanni Zahár und der im Berliner Exil lebende israelische Saxofonist Ori Jacobson sorgen für himmlische und hymnische Noten, der ghanaische Afrobeat-Trommler und Sänger Eric Owusu Sunday für die Erdung und Tontechniker Erik Breuer für den organischen Sound, der all diese Zutaten kunstvoll aufmischt - wobei es möglicherweise hilft, dass Breuer in Berlin nicht nur die Brewery Studios betreibt, sondern auch Cocktails in seiner Listening Bar "Neiro" zubereitet.

Und dann ist da noch Flóra Bognár - Szabolcs' kleine Tochter war der emotionale Anstoß für "Awakening" und inspirierte den stolzen Papa nicht nur zu "Bloom (Flora)", sondern bereichert mit heller Stimme auch "Shining". Und dann sind da halt natürlich noch Knoell Scott, Saxofonist, Purzelbaumschläger und amtierender Bandleader des Sun Ra Arkestra und sein Kollege, der Trompeter Cecil Brooks.

All das zu sortieren, zu strukturieren und mit jeder Menge Leben zu erfüllen, ohne den Hörer:innen ein chaotisches Puzzle vor die Füße zu kippen, ist die große Kunst von "Awakening", das Berlins bunte und zutiefst weltoffene Jazzszene in all ihrer Vielfalt abbildet. Und die dann ab und an Richtung Zentralgestirn abhebt.

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"Awakening"

Genre:
Jazz
Zusatzinfo:
Nur als Schallplatte oder digital erhätlich.
Label:
Analogue Foundation / Oshu Records
Veröffentlichungsdatum:
05.07.2024
Preis:
39,00 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur – Jazz | 08.07.2024 | 22:33 Uhr

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