CD-Cover "Anima" von Tamara Lukasheva & INSO Lviv Orchestra © Tangible Music
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Bewegend und hoch intensiv

Stand: 21.06.2024 14:51 Uhr

Die ukrainische Sängerin Tamara Lukasheva vermittelt auf "Anima" Lebensfreude und Empfindsamkeit. Das neue Album hat sie mit dem INSO Lviv Orchestra in ihrer ukrainischen Heimat aufgenommen.

von Mauretta Heinzelmann

 

CD-Cover "Anima" von Tamara Lukasheva & INSO Lviv Orchestra © Tangible Music
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CD-Cover "Anima" von Tamara Lukasheva & INSO Lviv Orchestra © Tangible Music
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"Ich will diese Lieder weder mit Wut noch mit Hass oder Aggression singen, sondern etwas Tröstliches geben. Ich will uns in den Zustand der Menschlichkeit zurückführen." Die ukrainische Sängerin Tamara Lukasheva studierte an der berühmten Musikakademie in Odessa und anschließend Jazz in Köln, wo sie seit 2010 lebt. Die mehrfach preisgekrönte Stimmvirtuosin hat sich im innovativen europäischen Jazz mit ihrer klaren ausdrucksstarken Stimme eine Sonderstellung erarbeitet. Ihr neues Album "Anima" ist aus vieler Hinsicht ein Wunder.

Eingespielt mit dem INSO Lviv Orchestra im Oktober 2023 in der Philharmonie Lviv im Westen der Ukraine spiegelt "Anima" Mut und Kraft wieder: die 36-jährige Tamara Lukasheva hat fast alle Stücke selbst komponiert, alle Lieder für Sinfonieorchester arrangiert und einige Texte selber geschrieben. Vertont hat sie Gedichte von Brentano und von der jungen ukrainischen Dichterin Antonia Kornuta. Über eine Crowdfunding-Kampagne und die Initiative Musik hat Tamara Lukasheva die Produktionskosten und alles Übrige organisiert - sowie meisterhaft die Soloparts gesungen und improvisiert.

Ein Album mit historischer Bedeutung

Die Musik ist bewegend und hoch intensiv, mit erstaunlicher Poesie, die ganz bewusst auch Leichtigkeit und Zartheit einschließt. Damit weist Tamara Lukasheva einen Weg über ihre Musik hinaus: sie bahnt sich den Pfad mit ihrem musikalischen Kompass in beinahe utopische Gefilde, die in der momentanen Situation schwer erreichbar und vorstellbar erscheinen. Dass Lukasheva diesen Weg gemeinsam mit jungen ukrainischen Musiker*innen geht, die seit zweieinhalb Jahren unter dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine leiden, dass man bei den Aufnahmen buchstäblich um das Leben gespielt hat, und dass die Musik trotzdem Lebensfreude und Empfindsamkeit ausstrahlt, das lässt dieses Album nahezu historische Bedeutung erhalten.

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Die Sängerin Tamara Lukasheva steht vor einem blauen Hintergrund und lächelt © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt Foto: Christoph Hardt
4 Min

Beitrag über das Jazzalbum der Woche "Anima"

Tamara Lukashevas hat "Anima" mit dem INSO Lviv in der Philharmonie Lviv eingespielt. Mauretta Heinzelmann hat mit ihr gesprochen. 4 Min

Nebenbei ist es eine äußerst gelungene Mischung aus Jazz und Klassik, die locker und natürlich wirkt, und die äußerst kunstvoll mit den Klangfarben des Orchesters und den Grooves der Perkussion spielt. Über allem schwebt das Trompetenspiel des Solisten Matthias Schriefl und die Stimme Tamara Lukashevas, die alles kann: von zartem Kinderlied über folkloristische Melodien bis hin zu Scat, Rock und Oper. Dabei ist Lukasheva immer sie selbst, je nach Text in Deutsch, Englisch oder Ukrainisch. "Es geht um meine Heimat. Aber es geht auch um Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte, Selbstbestimmung und die Werte, die für mich persönlich wichtig sind."

 

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"Anima"

Genre:
Jazz
Label:
Tangible Music
Veröffentlichungsdatum:
28.06.2024
Preis:
22,95 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur – Jazz | 24.06.2024 | 22:33 Uhr

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