Musikerin Anna-Maria Hefele auf der Bühne © picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com | GEORG HOCHMUTH Foto: GEORG HOCHMUTH
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AUDIO: Von Obertongesang bis Beatboxing - was die menschliche Stimme alles kann (3 Min)

Wenn die Stimme zur Kunstform wird

Stand: 16.04.2024 06:00 Uhr

Nicht nur beim Sprechen, auch in der Musik ist die Stimme eines unserer wichtigsten Ausdrucksmittel. Von Rock bis Klassik bietet sie viele Überraschungsmöglichkeiten.

von Marcus Stäbler

Der asiatische Kehlkopfgesang, eine Form des Obertongesangs, ist für mich einer der beeindruckendsten Sounds der menschlichen Stimme. Durch eine bestimmte Stellung von Kehle, Gaumensegel und Zunge erzeugt der Sänger dort zur selben Zeit zwei isoliert wahrnehmbare Töne. Ein tieferes Brummen und darüber einen Oberton.

Durch bestimmte Stimmtechnik neue Klangerlebnisse schaffen

Den Obertongesang gibt es auch in der westlichen Musik. Die zumindest in Deutschland wohl bekannteste Virtuosin dafür ist Anna-Maria Hefele. In einem vor zehn Jahren entstandenen Video hat sie ihre Technik vorgeführt - und gezeigt, wie sie über einem Liegeton noch mit den Obertönen die Melodie eines Volkslieds produziert.

Über 22 Millionen Aufrufe hat dieses Video auf YouTube. Immerhin noch halb so viele Menschen haben einen Clip der Band Snarky Puppy angeklickt, in dem die Solistin Lalah Hathaway kurze Zeit zweistimmig singt. Die anderen Bandmitglieder lachen ungläubig. Irre, was manche Sängerinnen und Sänger mit ihrer Stimme anstellen. Auch, wenn sie in extreme Lagen vordringen. Den Rekord des höchsten gesungenen Tons hält die Brasilianerin Georgia Brown, ihr Ambitus reicht bis zum zehngestrichenen G.

Vielfalt der Stimme in allen Genres

Dagegen gilt der US-Amerikaner Tim Storms als der weltweit tiefste Bass; er hat einen Stimmumfang von unglaublichen zehn Oktaven und reicht bis unter 0,2 Hertz. Ein elektronisch messbarer, aber für Menschen kaum noch hörbarer Bereich, den wahrscheinlich nur noch Elefanten wahrnehmen.

Die Vielfalt der menschlichen Stimme nutzen die Komponistinnen und Komponisten in allen Genres aus. Ob im klassischen Gesang, beim Chor, in der Oper oder im Lied - oder auch im Jazz, Pop, Rock und Heavy Metal, mit seinem ganz anderen Klangideal. Die Stimme ist ein ziemlich krasses Instrument, mit dem man auch andere Instrumente nachahmen kann. Etwa beim Beatboxen, bei dem der Vokaltrakt zum Schlagzeug wird.

Stimme steckt voller Überraschungen

Einer der vielfältigsten vokalen Klangerfinder und -imitatoren ist der Schweizer Andreas Schaerer. Ein echter Gesangsakrobat, der mit seiner Stimme etwa großartige Trompetensoli hinlegt. Wie bei einer Duo-Improvisation mit Kontrabass. In der zeitgenössischen Klassik gehört Sarah Maria Sun zu den Sängerinnnen, die die Möglichkeiten der Gesangsstimme immer wieder erweitern.

Die Stimme kann eben nicht nur singen und sprechen, sondern gurren, gluckern, hicksen oder schnarren und vieles mehr. Kaum ein anderer Komponist hat diese Vielfalt so lustvoll ausgereizt wie Helmut Lachenmann in seinem Stück "Consolation" aus dem Jahr 1969. Die Stimme steckt jedenfalls voller Überraschungen, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 16.04.2024 | 07:20 Uhr

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