Rap-Führung erklärt Hamburger Kolonialgeschichte
Im sogenannten "Tansania-Park" in Hamburg stehen zwei umstrittene Kriegs-Denkmäler. Kolonialgeschichte in Stein gemeißelt. Eine Rap-Führung erzählt nun die Geschichte des Parks.
Mitten in Jenfeld gibt es einen Ort, der an Hamburgs Kolonialgeschichte erinnert. Direkt neben der ehemaligen Kaserne liegt der sogenannte "Tansania-Park". Kaum jemand kennt ihn. Normalerweise ist er abgeschlossen. Zwischen Bäumen und Büschen stehen zwei Kriegs-Denkmäler, die umstritten sind. Sie erinnern an gefallene Afrikaner, die die deutschen Truppen im Ersten und Zweiten Weltkrieg unterstützt haben.
Hamburger Rapper Sherlock F. klärt auf: Was steckt hinter den Denkmälern?
Eine Rap-Führung erzählt jetzt die Geschichte dieses Parks. Das klingt dann so: "Das Militär ohne Rücksicht, doch hier in diesem Park wird nur einer Seite gedacht: Und zwar der, die einen Genozid zu verantworten hat." Der Hamburger Rapper Sherlock F. reimt darüber, was hinter dem Tansania-Park und seinen Denkmälern steckt. Er beschäftigt sich schon länger mit Kolonialgeschichte. "Man verkündete den Menschen dort, Kultur zu bringen und auch den Sklavenhandel wollte man unterbinden," heißt es weiter im Rap.
Das Denkmal für gefallene Afrikaner des Ersten Weltkriegs besteht aus übergroßen Figuren: Links vier afrikanische Träger. Auf den Köpfen Kisten voller Waffen. Rechts vier sogenannte Askari. Das Wort für Krieger auf Suaheli. Daneben ein deutscher Soldat, erklärt Projektleiterin Lena Koch, die über den Tansania-Park ihre Masterarbeit schreibt und gemeinsam mit Sherlock F. die Führungen veranstaltet.
Umbenennung des Parks scheiterte
"Ein Detail, das ganz interessant ist: Der hat den Fuß auf einen der folgenden Askaris gestellt, was sehr für die Dominanz steht", sagt Koch. Rapper Sherlock F. hat passend zum Denkmal einen Song über Bayume Mohamed Husen geschrieben, der eine wechselvolle Biografie hat: "Sein Vater ein Askari, er stand den Deutschen zur Seite als Träger und bei Kämpfen und Kriegen, die sie bestreiten, Erster Weltkrieg, er fand auch in Afrika statt", rappt er.
Erst Kindersoldat, dann kam er nach Deutschland. Er bot sich den Nazis an, spielte in Propagandafilmen den Schwarzen und starb später trotzdem in einem Konzentrationslager. Vor ein paar Jahren wollte eine Initiative den Park nach ihm benennen. Doch das scheiterte. Es bleibt bestimmt nicht der letzte Versuch einer Umbenennung. Ein Denkmal für gefallene Afrikaner, das war 1939 ungewöhnlich. Doch in der Nazizeit wollte man die ehemaligen Kolonien zurück haben, um "die deutsche Kolonialherrschaft zu zeigen - wie gut die Deutschen kolonialisiert hätten und wie sehr die lokale Bevölkerung das unterstützt hätte", erklärt Koch.
Blinder Fleck in Hamburgs Stadtgeschichte
Ursprünglich befand sich das zweiteilige Relief direkt nebenan am Einfahrtstor der Kaserne. Die wurde 1999 geschlossen. Nach einigem Hin und Her steht das Denkmal nun im sogenannten "Tansania-Park". Der ist nur für angemeldete Veranstaltungen geöffnet, unter anderem, um Vandalismus zu vermeiden. Der Park ist noch ein weitgehend blinder Fleck in der Geschichte der Stadt Hamburg. Wie komplex und sensibel das Thema ist, das macht Rapper Sherlock F. deutlich, wenn er Wissenschaftler und Betroffene zu Wort kommen lässt.
Wir benutzen den Namen Wissmann nicht.
Der Name ist Maaffa.
Maaffa ist ein Kisuhaeli Wort, bedeutet schrecklich, Katastrophe …
Rap von Sherlock F.
Noch ein Name aus der Kolonialzeit: Herrmann von Wissmann hatte im Ersten Weltkrieg im heutigen Tansania Massenmorde angeordnet. Sein Denkmal vor der Hamburger Uni wurde von den 68ern vom Sockel gestürzt. Sherlock F. hat die Stimmen im Internet gesammelt. Diese besondere Führung ist ein Projekt, das erwachsen ist aus dem Verein Musik aus Jenfeld. Die Rap-Songs sind verdichtete, gedichtete Geschichte. Mit einer Mission: "Alles, was wir tun können, ist, aus Altem zu lernen, und dass vergangene Fehler und Taten niemals wiederholt werden", rappt Sherlock F. unter Applaus.
Rap-Führung erklärt Hamburger Kolonialgeschichte
Im sogenannten "Tansania-Park" in Hamburg stehen zwei umstrittene Kriegs-Denkmäler. Eine Rap-Führung erzählt nun die Geschichte des Parks.
- Art:
- Aktion
- Datum:
- Ort:
-
Tansania Park
Wilsonstraße 60
22045 Hamburg - Preis:
- Eintritt frei
- Anmeldung:
- www.musik-aus-jenfeld.de