"Poème symphonique": Ligeti-Experiment mit 100 Metronomen
In diesem Jahr wäre der Komponist György Ligeti 100 Jahre alt geworden. Grund genug, seine Werke zum Thema der ARD-Woche der Musik zu machen. Diese fand am Sonntag mit dem außergewöhnlichen Ligeti-Experiment "Metronobil" in der Elbphilharmonie ihr Ende.
100 Metronome, mechanische Taktgeber für Musiker, geben ein Konzert: "Poème symphonique" heißt die Komposition des österreichisch-ungarischen Komponisten György Ligeti. Am Sonntag ist das "Poème symphonique" zum Abschluss der Musikwoche im Rahmen eines Konzerts des NDR Jugendsinfonieorchesters in der Elbphilharmonie aufgefürht worden.
100 Metronome in fünf Koffern
"Die mechanischen Metronome muss man alle aufziehen und zwar alle gleich stark", sagt Wolfram Lamparter. Er schafft dieses Aufziehen der 100 Metronome mit seiner Kollegin in fünf Minuten. Seit einer Woche tourt der Musikvermittler des SWR Symphonieorchesters mit fünf Koffern durch Deutschland. In jedem stehen 20 Metronome, die alle unterschiedlich ticken. "Die schnell tickenden machen dieselbe Anzahl von Schlägen wie die langsam tickenden, sind aber dadurch viel früher fertig. Und so steigen diese nach und nach bei dem Stück aus und am Ende bleibt einfach nur noch eins übrig, nach dem Zufallsprinzip allerdings", erklärt Lamparter.
Immer mehr Plazabesucherinnen und -besucher bleiben neugierig vor den vielen Metronomen stehen. Jedes von ihnen bekommt in Windeseile von Hand einen kleinen Stups und die 100 Zeiger mit dem klackernden Gewicht am Ende fangen wie wild an, hin und her zu schwingen. Das Zufallspublikum schmunzelt, lauscht und wartet ab. Nach ein paar Minuten bleiben die ersten rasend schnellen Metronome stehen und verstummen.
Für die einen Musik, für die anderen Naturgeräusche
Keiner der lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörer geht. Für manche ist dies hier Musik, andere hören Naturgeräusche. Die meisten warten gespannt auf das Ende und auch darauf, dass noch Irgendetwas passiert. Nach ungefähr sieben Minuten wird es immer stiller bei den Metronomen. Am Schluss wackeln nur noch zwei recht träge vor sich hin, dann nur noch eins - und dann haucht auch das letzte Metronom seinen Atem aus. Ein irgendwie berührender Moment, auf den kurze Stille folgt. Und Überraschung beim Publikum.
Positives Fazit nach der Musikwoche
Wolfram Lamparter zieht sein Fazit am Ende der Musikwoche mit diesem Ligeti-Experiment: "Die Erfahrung war sehr gut. Nicht, dass es Begeisterungsstürme auslöst, sondern dass sich alle Leute offen darauf eingelassen haben, junge Leute, die das ganz begeistert aufgenommen haben und andere, die gesagt haben: 'Das ist ja total langweilig!' Und das ist auch völlig in Ordnung. Auch das ist im Sinne des Komponisten!"
Der, wie man weiß, auch viel Humor besessen hat!