Neuer HFMT-Professor Stadler: "In Hamburg gleich wohlgefühlt"
Im Herbst wurde Alexey Stadler als Professor an die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg berufen. Der russische Cellist will alte Meisterwerke ins Hier und Jetzt bringen und auf die aktuellen Themen der Zeit reagieren.
Alexey Stadler ist ein international gefragter Solist und gibt weltweit Konzerte in Berlin, London, San Francisco oder Tokio. Angefangen hat seine Karriere 2011 in Hamburg, als er den TONALi-Cello-Wettbewerb gewonnen hat. "Ich habe mich in Hamburg ab dem ersten Moment wohlgefühlt", erzählt Stadler. "Ich habe viele Parallelen zu meiner Heimatstadt St. Petersburg gefunden, mit viel Wasser, mit wunderbarer Ästhetik - und so habe ich entschieden: Irgendwann möchte ich in Hamburg leben. Damals wusste ich noch nicht, dass ich wenige Jahre später hier eine Professur bekommen werde."
"Es geht um den Kontakt mit dem Publikum"
In der Hansestadt möchte der 32-Jährige Akzente setzen und neue Projekte anschieben. Als Professor übernimmt er auch Verantwortung. Seinen Studierenden will er vor allem eines vermitteln: "Es geht um den Kontakt mit dem Publikum: Für wen spielen wir? Warum spielen wir diese Stücke? Ganz oft wird pauschalisiert: Das Publikum ist einfach da und die Leute kommen. Ich glaube, wir müssen viel mehr Interesse haben, für wen wir spielen."
Eine gute Technik und ein ausgeprägtes musikalisches Verständnis: Das muss man mitbringen, wenn man als junge Cellistin oder als junger Cellist bei Alexey Stadler studieren will. Und dann fängt die eigentliche Arbeit erst an. "Die Musikwelt, wie überhaupt die Welt, verändert sich ganz schnell", so Stadler. "Es wäre schön, wenn bei der Ausbildung unterrichtet wird, wie man mit der neuen Realität umgeht, wo der Platz für klassische Musik ist und wie wir mit unserer Musik vermitteln wollen."
Bildende Kunst und Filme als Inspiration
Meisterwerke der vergangenen Jahrhunderte ins Hier und Jetzt bringen. Auf die aktuellen Themen der Zeit reagieren. Das ist Alexey Stadler wichtig. Inspirieren lässt er sich hierbei nicht nur von der Musik. Auch andere Kunstgattungen sind für ihn wichtig: die bildende Kunst und vor allem Filme. "Auf einem Filmfest werden alle aktuellen Themen dieser Welt angesprochen", beobachtet Stadler. "Da kommt es nicht nur zum Genuss, sondern auch zum Nachdenken und zum Reflektieren. Ich wünsche mir, dass unsere Konzerte auch aktuell und lebendig sind, dass das Publikum mit einbezogen wird. Dadurch entsteht ein besonderer Dialog und es können Themen angesprochen werden, die uns bewegen."
Ein Thema bewegt den in Sankt Petersburg geborenen Cellisten besonders: "Der Krieg in der Ukraine dauert schon zu lange. Ich wünsche mir, dass das Land frei wird und dass auch irgendwann Russland von diesem Regime befreit wird."
"Beim Spielen muss man auch Freude haben"
Instrumentalunterricht, Klassenvorspiele, Theoriekurse, und vor allem üben, üben, üben. So ein Musikstudium kann Stress bedeuten. Doch Hektik und Nervosität darf auf der Bühne keinen Platz finden. Ganz im Gegenteil, erklärt Stadler: "Beim Spielen muss man auch Freude haben. Die können wir auf das Publikum übertragen, sodass ein Konzert zu einer Bereicherung und nicht zu einer Beobachtung wird, wie gestresst die Musiker sind."