"Eugen Onegin" in Hamburg: Musikstudenten präsentieren Oper
Mehr Romantik geht nicht. Peter Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin" ist eine der meistgespielten Opern überhaupt. Nun wird das Riesenwerk an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater geprobt - eine der größten Produktionen an der Hochschule überhaupt.
Kurz vor der Generalprobe singt sich der bulgarische Bariton Yosif Slavov ein. Er spielt die Titelrolle, den Dandy Eugen Onegin: "Onegin ist ein sehr spannender Charakter, sehr kompliziert", erklärt der Sänger. "Er fängt als sehr grober Kerl an, ohne Idee, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll in dieser großen wilden Welt und dann, wenn er schließlich weiß, was er will, ist es zu spät."
Riesenaufwand für die Hochschule
Onegin verguckt sich in eine junge Frau, die lieber Bücher liest, als auf Partys zu gehen: Aber die beiden verpassen sich. Einfach ist in dieser Geschichte über vier junge Sinnsucher wenig, sagt Regisseur Matthias Piro, aber: "'Eugen Onegin' ist ein Stück, das ich unfassbar liebe wegen der Musik. Ich finde es unglaublich toll komponiert." Vor allem ist für ihn die Tschaikowsky-Oper eine Geschichte über echte Menschen, nicht über Könige und Zaren. Es ist seine Abschlussinszenierung im Fach Musikregie, "schließlich wird die Premiere auch benotet. Aber ich freue mich einfach sehr auf diese Premiere und ich glaube, die Sänger und Sängerinnen geben ihr Allerbestes."
Ein Riesenaufwand für eine Hochschule: 50 Musiker und Musikerinnen im Orchester, dazu ein Chor, die Solisten. Diese Oper wird ein Klangerlebnis, das hört man schon bei der Ouvertüre. "Es hat diese Melancholie, dieses dunkle 19. Jahrhundert, diese trübe Schwere, das, was man schon direkt in der Ouvertüre hört", sagt Dirigent Constantin Schiffner.
Eugin Onegin: Schwelgerische Musik und brutaler Realismus
Was für ein Kontrast zur schwelgerischen Musik. Auf der Bühne sieht man in eine spießige Wohnung mit Blümchentapete und schweren Samt-Sofas mit Bommeln. An den Wänden hängen Teppiche, dauernd flimmern die Fernseher. "Ich wollte einen ganz ganz harten, brutalen Realismus auf die Bühne bringen und zeigen, das sind wirkliche echte Menschen, die mit ganz realen Problemen konfrontiert sind", findet TRegisseur Piro.
In die Wohnung kommt plötzlich eine Party-Clique: Ein junger Mann trägt Armeehosen und hat eine Kalaschnikow um die Schultern, andere haben Feuerwerkskörper dabei. Die unruhige Gegenwart dringt ins Stück: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. "Tatsächlich waren die Ereignisse auch ein großer Grund, warum ich mich entschieden habe, das Stück zu machen. Die Musik ist zwar romantisch, aber sie zeigt eben die Realität. Diese Realität und auch der Krieg sind eben ein ganz großes Thema in der Inszenierung", so Piro.
Romantik prallt auf Wirklichkeit
Die Nachrichten im Fernseher springen an: Propaganda, die Feierlichkeiten zum 9. Mai auf dem Roten Platz, Uniformen, Marschflugkörper, Panzer, die russische Fahne. Diese Oper wird zum Kommentar auf eine Jugend, die sich auf Sinnsuche befindet. Angesichts der Sinnlosigkeit der Gegenwart eine deutliche Kritik an einem Krieg in den Köpfen und: real auf dem Feld. "Wir haben hauptsächlich ukrainische Sängerinnen und Sänger im Cast, die am Anfang noch gar nicht so begeistert waren, dass wir dieses Stück auf Russisch aufführen, aber als wir das Konzept erarbeiteten, konnten sie sehr stark dahinterstehen."
Die Inszenierung, die an fünf Abenden bis zum 20. Januar zu sehen ist, badet nicht in romantischen Gefühlen, sondern lässt die Romantik auf die Wirklichkeit prallen. Eine junge Perspektive auf eine ewig junge Geschichte: Wer bin ich?
"Eugen Onegin" in Hamburg: Musikstudenten präsentieren Oper
Tschaikowskys "Eugen Onegin" ist eine der meistgespielten Opern überhaupt. Nun wagt sich die Hochschule für Musik und Theater an den Stoff.
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