"Jan Fedder rockt den Himmel": Die etwas andere Gedenkfeier auf St. Pauli
Jan Fedder wäre am Dienstag 70 geworden. Zu diesem Anlass feierte die legendäre Szenekneipe "Zur Ritze" auf St. Pauli den 2019 verstorbenen Schauspieler mit vielen Weggefährten, einer Lesung und einem Shanty-Chor.
Es ist ein etwas anderes Gedenken im Boxkeller der "Ritze" auf St. Pauli, der legendären Hamburger Szenekneipe. Der kleine Shanty-Chor De Elbshippers mit Akkordeon und Gitarre singt "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" in einer Art Boxring vor voll besetzten Stuhlreihen.
Ein Gedenken genau am richtigen Ort, sagt seine Witwe Marion Fedder: "Das hätte er natürlich geliebt, weil er immer ganz groß seine Geburtstage gefeiert hat. Wo anders könnte es sein als hier in der 'Ritze'? Das war nicht nur seine Stammkneipe, sondern auch eigentlich sein Wohnzimmer, wie er immer gesagt hat."
Verstehen ohne viele Worte
Kaum ein Hamburger Schauspieler war so tief in der Hansestadt verwurzelt und verkörperte den norddeutschen Menschenschlag so überzeugend. Der Schauspieler Joerg Pawlik vermisst seinen besten Freund: "Ein großartiger Volksschauspieler und ein Aushängeschild für die Hansestadt Hamburg", sagt Pawlik. "Ohne viele Worte hat man sich verstanden. Man hat schöne Abende verbracht, ohne ein Wort zu sprechen. Man hat sich einfach vertraut."
Jan Fedder glänzte in komischen und ernsten Rollen
Am Anfang seiner Karriere spielte der junge Jan als Matrose im oscarprämierten Meisterwerk "Das Boot". Die Rolle des Dirk Matthies im "Großstadtrevier" der ARD hat ihn bundesweit bekannt und beliebt gemacht - als Schutzmann mit Peterwagen und Persönlichkeit. Zuletzt brillierte der Mime mit Charakterrollen in Siegfried-Lenz-Literaturverfilmungen, wie "Der Mann im Strom". Ein prominenter Weggefährte erinnert sich: "Da war ich wirklich begeistert", erzählt H.P. Baxxter, der Frontman der Band Scooter. Er habe nicht erwartet, dass Jan Fedder so ernsthaft spielen könne. "Das hat man ja eher seltener gesehen. Das verbindet auch nicht jeder mit Jan Fedder, aber das konnte er eben auch und das fand ich toll."
"Jan Fedder rockt den Himmel" mit Originalaufnahmen des Schauspielers
Zu seinem Ehrentag hat die mittlerweile neu liierte Witwe Marion ihrem verstorbenen Mann ein Lied gewidmet - eine Hymne als Hommage. "Ich finde, Jan muss als Mensch in Erinnerung bleiben. Er hat immer gesagt: 'Ich bin Schauspieler aber im Hauptberuf bin ich Mensch'", erzählt sie. Auch das wird live gesungen in der "Ritze".
Marion Fedder, das Orchester der Hamburger Polizei und Ole Feddersen haben "Jan Fedder rockt den Himmel" vor der Feier aufgenommen und veröffentlicht. Darin ist auch eine Aufnahme von Jan Fedder aus dem Privatarchiv von Marion Fedder zu hören. "Jan hat mir zur Hochzeit ein Liebeslied geschrieben: 'Liebe'", sagt sie. "Jetzt wollte ich ihm als Revanche eine Hymne zum Geburtstag widmen." Die Hymne sei nun bei allen Streaminganbietern verfügbar.
Der Shanty-Chor singt am Abend auch den Gassenhauer "Einmal muss es vorbei sein". Das gilt auch für Jan Fedder. Doch die Erinnerung an den "Hamburger Jung" - sie bleibt. Nicht nur, aber vor allem in seiner Stammkneipe auf dem Kiez - seinem Revier.